Vier Jahre nach dem Beschluss des Bundestages will eine große Mehrheit der Deutschen sogar eine Beschleunigung der Energiewende. Eine aktuelle Analyse des Strommarkts offenbart zudem, dass Erneuerbare Energien den Wegfall des Stroms aus Atomkraftwerken nicht nur kompensieren, sondern sogar ein deutlicher Überschuss entstehen würde. Die letzten acht Meiler könnten also noch schneller als geplant abgeschaltet werden.
Am 30. Juni 2011 beschloss der Bundestag angesichts der Fukushima-Katastrophe eine Kehrtwende in der Energiepolitik: Laufzeitverlängerungen für die noch neun aktiven Atomkraftwerke wurden zurückgenommen, acht alte AKW stillgelegt und der vollständige Ausstieg bis 2022 verordnet.
Heute, vier Jahre nach diesem Beschluss, steht die Mehrheit der Deutschen weiter hinter diesem Wandel. Laut des repräsentativen „Stiebel Eltron Energie-Trendmonitors 2015“, für den 2.000 Bundesbürger befragt wurden, sind 72 Prozent der Bevölkerung mit dem Ausstieg aus der Atomenergie einverstanden. Gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus (68 Prozent).
Die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) wünscht sich sogar eine Beschleunigung der Energiewende. Das Ende fossiler Energieträger – dazu zählt auch Strom aus Uran – sei „eines der wichtigsten Ziele“, so die Ergebnisse der Befragung. Stiebel Eltron gehört zu den führenden Unternehmen auf dem Markt der Erneuerbaren Energien, Wärme- und Haustechnik.
Auch technisch könnte dem Wunsch nach einer Beschleunigung des Atomausstiegs nachgekommen werden. Eine aktuelle Analyse der Initiative „Agora Energiewende“ belegt mit Zahlen, dass Erneuerbare Energien den wegfallenden Strom des am vergangenen Wochenende stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld „spielend wett machen“. Wind, Sonne und Co. lieferten im ersten Halbjahr 2015 rund 10,6 Terawattstunden mehr als im gleichen Zeitraum 2014. Das alte Atomkraftwerk produzierte nur halb so viel (5,3 Terawattstunden).
Damit kompensieren Erneuerbare Energien den Wegfall des Stroms aus Atomenergie nicht nur komplett, es gibt sogar einen deutlichen Überschuss. Diese Beobachtung fügt sich in einen längerfristigen Trend ein: Die Jahresproduktion von Atomstrom ist zwischen 2010 und 2014 um 43,5 Terawattstunden zurückgegangen während die Jahresproduktion von Strom aus Erneuerbaren Energien um 55,8 Terawattstunden zulegte.
Die letzten acht Atomkraftwerke können also deutlich vor 2022 stillgelegt werden. Was fehlt, ist der politische Wille.
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Quellen (Auszug): presseportal.de, agora-energiewende.de; 25.6.2015