Erfolg für AtomkraftgegnerInnen in Sachsen: Nach Aufklärungsarbeit auch von .ausgestrahlt soll künftig kein zusätzlicher, schwach-radioaktiver Bauschutt aus Atomkraftwerken auf dortigen Deponien entsorgt werden. 600 Tonnen aus dem im „Rückbau“ befindlichen AKW Würgassen werden allerdings noch geliefert.
Es gebe Voranfragen für insgesamt über 4.000 Tonnen so genannten „freigemessenen“ Bauschutt aus dem niedersächsischen AKW Stade sowie dem nordrhein-westfälischen AKW Würgassen – die Anlieferung des Materials hatte das sächsische Umweltministerium bereits genehmigt. Doch nach erheblichen Protesten aus der Bevölkerung haben die Betreiber der betroffenen Deponien Cröbern (Landkreis Leipzig), Wetro (Landkreis Bautzen) und Grumbach (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) nun erklärt, dass sie „freiwillig“ auf die Annahme verzichten. Die Amand Umwelttechnik GmbH, Betreiber der Anlage in Grumbach, nennt „Rücksicht auf das Allgemeininteresse der Bevölkerung“ als Beweggrund. Allein die Deponie in Cröbern müsse noch einen Altvertrag erfüllen und damit die letzte Tranche von 600 Tonnen aus Würgassen abnehmen.
Gegen die Annahme radioaktiven Bauschutts hatte es im vergangenen Jahr zahlreiche AnwohnerInnen-Proteste gegeben. Das sächsische Umweltministerium betonte immer wieder, es habe rechtlich keine Möglichkeit, sein Einverständnis für die Einlagerung zu verweigern – der „freigemessene“ Schutt werde offiziell als „unbedenklich“ eingestuft. Damit sei er auch nicht mehr als Atommüll deklariert, auch wenn er aus Atomkraftwerken stammt und weiterhin radioaktiv strahlt. Mit öffentlichen Strahlen-Messungen wollten die Behörden den Bedenken der BürgerInnen begegnen. Doch offenbar ohne Erfolg.
Als Betreiber der beiden im „Rückbau“ befindlichen AKW bleibt dem Atomkonzern Eon nun nichts anderes übrig, als nach einer anderen Lösung für die tausenden Tonnen Bauschutt zu suchen. Denn auch in Niedersachsen war der Konzern bereits an EinwohnerInnen-Protest gescheitert. Eon hat also, neben dem Entsorgungs-, auch ein massives Akzeptanzproblem. Niemand hat ein vernünftiges Konzept, wohin mit den tausenden Tonnen strahlender Abfälle. Und niemand glaubt mehr die Märchen von der „ungefährlichen Strahlung“.
weiterlesen:
- AKW-Abriss: Kein Plan für den Bauschutt
31. März 2015 — Beim Abriss eines Atomkraftwerks fallen tausende Tonnen Material an. Offiziell gilt es nicht mehr als „radioaktiv“ und darf kostengünstig für die Betreiber als „Bauschutt“ auf Deponien abgekippt werden. Doch im ganzen Land regt sich Widerstand gegen diese Art der Atommüll-Entsorgung. Die Landkreise sind planlos, so deckt der NDR in seiner aktuellen Sendung auf.
- Weitere Lieferungen nach Sachsen: AKW-Bauschutt laut Ministerium “unbedenklich”
27. November 2014 — AnwohnerInnen und AtomkraftgegnerInnen protestieren: Seit Monaten wird auf der sächsischen Deponie Grumbach schwach radioaktiver Schutt abgelagert, der aus dem „Rückbau“ des niedersächsischen AKW Stade stammt. Jetzt gab es erneut Kontrollen, das zuständige Umweltministerium Sachsen redet die Gefahren weiter klein.
Außerdem bereits erschienen bei .ausgestrahlt:
- Julia Schumacher: AKW-Schutt auf Hausmülldeponien
Wie per „Freimessung“ aus Atommüll einfach Hausmüll wird und warum trotzdem kaum noch eine Deponie dafür zu finden ist. - “Das Risiko wird tausendfach unterschätzt”
Ulrich Klein, 71, pensionierter Diplom-Ingenieur, kämpft mit der Interessengemeinschaft „Keine Deponie am Tharandter Wald“ gegen Strahlen-Schutt und laxe Freigabegrenzwerte - Franz Wagner und Julia Schumacher: Die Rechnung kommt am Schluss
Was nach dem AKW-Abriss übrigbleibt: strahlende und kontaminierte Anlagen, Werkzeuge, Gebäude – Hunderttausende Tonnen an Material. Die mangelhafte Beteiligung der Öffentlichkeit scheint ein bewusst in das Atomrecht konstruierter Fehler zu sein.
Quellen (Auszug): mdr.de, alles-lausitz.de; 22.6.2015