Ist eine Wende zu 100 Prozent Erneuerbaren in den G7-Staaten möglich? Eine Studie eines Teams von Wissenschaftlern der Universität Stanford hat diese Frage untersucht. Für den Bundesverband WindEnergie ist Deutschland dabei auf einem guten Weg, wenn kommendes Wochenende das nächste Atomkraftwerk abgeschaltet wird. Und auch die Finanzbranche sieht im Ausbau von Solarstrom großes Potential.
Das Standford-Team um Prof. Mark Jacobson hat untersucht, inwiefern 100 Prozent der Energie für die Bereiche Elektrizität, Transport, Heizen/Kühlen und Industrie in den G7-Staaten bis 2050 aus erneuerbaren Energien gedeckt werden könnten. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dieses Ziel unter der Nutzung der jeweiligen Potentiale für alle G7-Staaten erreichbar sei. Dies gelte nicht nur für Deutschland, das bereits heute gut 28 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien deckt, sondern auch für Länder wie die USA oder Japan. Als Nebeneffekt könnten knapp 6 Millionen langfristige Arbeitsplätze in den USA und über eine Million in Deutschland entstehen, so die Studie.
Der Bundesverband WindEnergie (BWE) freut sich auf das kommende Wochenende, denn dann wird im Rahmen des Atomausstiegs mit Grafenrheinfeld das nächste Atomkraftwerk endgültig abgeschaltet. Das sei „ein guter Tag für Natur, Umwelt und Gesundheitsschutz“ und „niemand muss Angst vor Versorgungsengpässen haben“, meint Hermann Albers, Präsident des BWE. Denn die Bruttoleistung des AKW von 1.345 Megawatt könne „völlig unproblematisch“ durch den starken Zubau der preiswerten Windenergie an Land kompensiert werden. 2014 sind netto 4.386 Megawatt Windkraft an Land zugebaut worden, 2015 rechnet der Verband mit 4.250 Megawatt.
Und auch UBS, globales Finanzinstitut aus der Schweiz mit Niederlassungen in mehr als 50 Ländern, sieht große Potentiale in der Energiewende: Bis zum Jahr 2050 sei mit einer Verneunfachung der weltweiten Solarenergiekapazität auf 3.000 Gigawatt zu rechnen, allein damit könnten dann Kohle und vor allem der Atomstrom ersetzt werden. Auch finanziell betrachtet wäre das laut UBS ein großer Fortschritt: Jährlich würden die Staaten heute 5,6 Billionen US-Dollar für Stromrechnungen ausgeben. Für die Subventionierung des Solarenergie-Ausbaus würden 1% oder 70 Milliarden US-Dollar ausreichen. Außerdem sei Solarstrom keine Bedrohung für die großen Versorger, da zunehmend Großprojekte von eben diesen Versorgern gestemmt werden, die damit ihre zukünftigen Einnahmen generieren würden.
weiterlesen:
- Energieversorgung trotz Atomausstieg gesichert
2. Juni 2015 — In wenigen Wochen geht das nächste Atomkraftwerk für immer vom Netz; es bleiben dann noch acht aktive Meiler in Deutschland übrig. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) teilt in einer aktuellen Stellungnahme die Sorge nicht, dass der Atomausstieg die Energieversorgung in Deutschland gefährdet.
- Prekäre Wirtschaftslage der Energiekonzerne selbstverschuldet
10. März 2015 — Gutachten: Nicht die Energiewende, sondern Managementfehler brachten RWE, Eon, Vattenfall und EnBW in die Misere
- Faktencheck: Schauermärchen zur Energiewende
Mit dreisten Falschbehauptungen versucht die Atomlobby die Energiewende zu stoppen. Wir entlarven die Argumente als Schauermärchen, denn die Fakten sprechen dagegen.
Quellen (Auszug): verbaende.com, germanwatch.org, boerse-go.de; 10./17.6.2015