In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ erklärt Helmut Engelbrecht, Chef von URENCO, Betreiberin der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands, er wolle diese umstrittene Anlage zeitlich unbefristet weiter betreiben. AtomkraftgegnerInnen kritisieren das scharf.
Die Urananreicherungsanlage solle „so lange sie uns zur Verfügung steht“ betrieben werden – und damit weiterhin rechnerisch jedes zehnte Atomkraftwerk weltweit mit Brennstoff versorgen. Zwar sei in Deutschland der Atomausstieg beschlossen worden, nicht aber der Ausstieg aus der Uranindustrie. Kritik an der Anlage wie etwa die Sorge vor einem Uranmüll-Dauerlager oder Bedenken wegen einer möglichen Weiterverbreitung der militärisch äußerst brisanten Zentrifugen-Technologie seien „politisch motiviert“, so Engelbrecht.
Der Konzern lasse „jegliche sachliche Kritik an sich abprallen“, kritisieren der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland. Auch vier Jahre nach Fukushima setze der Urananreicherungsmanager von Urenco noch immer ungebrochen auf Atomenergie.
„Anstatt den begonnenen Atomausstieg in Deutschland zu akzeptieren, will Engelbrecht in Gronau unbegrenzt weiter Uran für die nukleare Stromerzeugung auf dem Weltmarkt anreichern – gegen den mehrheitlichen gesellschaftlichen Willen im Land. Das ist äußerst arrogant, zeigt aber, dass der Atomausstieg in Deutschland noch lange nicht besiegelt ist,“ so Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).
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Quelle (Auszug): PE Aktionsbündnis Münsterland, 11.6.2015