Der Betreiber des Atomkraftwerks Neckarwestheim bittet die Anwohner um Entschuldigung für „Geräuschentwicklung“ am Sonntagabend. In Niedersachsen bleibt das AKW Emsland weiter vom Netz weil die Wartung verlängert werden musste. Und aus dem hessischen Meiler Biblis wird eine Leckage gemeldet.
Block 2 des AKW Neckarwestheim soll noch bis 2022 in Betrieb bleiben. Am Wochenende kam es allerdings gleich zu zwei Störungen und die Produktion wurde erheblich gedrosselt. Wie Betreiber EnBW mitteilte, habe es sich zum einen um einen automatischen Vorgang gehandelt, nachdem ein „Defekt in einer elektronischen Steuerungskarte“ an einer der Turbinen aufgetreten war. Die Karte wurde getauscht.
Zusätzlich sei eine „geringfügige Undichtigkeit einer Absperrarmatur“ aufgetreten. Die Folge: Über ein Sicherheitsventil wurde für mehrere Minuten nicht-radioaktiver Wasserdampf in die Atmosphäre abgegeben – was zu einer Geräuschentwicklung und einer Nebelwolke über dem Kraftwerk geführt habe. „Ausgerechnet Sonntagabend“ – dafür entschuldigte sich EnBW bei den AnwohnerInnen ausdrücklich.
Das niedersächsische Atomkraftwerk Emsland ist seit dem 2. Mai abgeschaltet. Seitdem findet die Jahresrevision statt bei der u.a. 40 Brennelemente gegen neuen Brennstoff ersetzt werden. Für die nächste Betriebsperiode kommen nun auch zwölf der hoch umstrittenen „MOX-Brennelemente“ zum Einsatz, sie enthalten das Ultragift Plutonium.
In der Regel dauert dieser jährliche Zwangsstopp für die AKW etwa drei Wochen. Das niedersächsische Umweltministerium gab nun bekannt, dass sich die Wartung unplanmäßig verlängern wird. Bei einer Inspektion des Generators sei nämlich festgestellt worden, dass auch der zugehörige Generatorläufer ausgetauscht werden muss.
Und damit nicht genug: Im dem nach Fukushima zwangsweise stillgelegten Meiler Biblis-A meldete Betreiber RWE Ende vergangener Woche eine „Porenleckage an einer Messleitung der Kühlmittelaufbereitung“ an die Aufsichtsbehörde.
Passend an dieser Stelle reiche ich den „AKW-Störfall-Report“ für April 2015 nach:
- 03.04.2015 – Zwischenfall in Niedersachsen: AKW Emsland vom Netz genommen´
- 11.04.2015 – Meldepflichtiges Ereignis im KKW Gundremmingen B: Fehlerhaftes Öffnen des Generatorschalters
- 21.04.2015 – Philippsburg-1: Geringfügige Undichtigkeit an einer Messleitung
- 22.04.2015 – Neckarwestheim-II: Druckabfall in Startluftflasche eines Notstromaggregats
und außerhalb von Deutschland:
- 27.04.2015 – Atomreaktor in Taiwan nach Feuer abgeschaltet
- 22.04.2015 – Frankreich / EPR: Sicherheitsprobleme in Atomanlagen – Peinlicher Baufehler am Reaktor
- 07.04.2015 – Unfall in Werft: Brand auf russischem Atom-U-Boot
weiterlesen:
- Hintergrund: Die Unsicherheit von Atomkraftwerken
Alle AKW sind „sicher“ – behauptet die Bundesregierung. Das stimmt leider nicht.
- „Sicher ist nur das Risiko!“: Neue Webseite listet AKW-Störfälle auf
22. März 2015 — Was gegen den atomaren Wahnsinn hilft, sind bekanntlich Fakten. Mit einer neuen Website will jetzt ein Atomkraftgegner aus München deutlich machen, dass Pannen in Atomkraftwerken keine harmlosen Ausnahmen darstellen und immer wieder gefährlich werden können.
Quellen (Auszug): umwelt.niedersachsen.de, enbw.com, rwe.com; 21./22./25.5.15