Ungarn will den Ausbau der Atomkraft forcieren. Am einzigen AKW-Standort Paks sollen zwei russische Reaktorblöcke entstehen. Der Bauauftrag erfolgte ohne öffentliche Ausschreibung, viele Details sind geheim. Mit der Errichtung des weltweit neuen Reaktortyps würde der Ort quasi zu einem „Freilufttestgelände“.
Bereits am 14. Januar 2014 unterzeichneten die ungarische Regierung und Russland einen Vertrag über den Bau von zwei Reaktorblöcken mit einer Leistung von jeweils über einem Gigawatt. Die Gesamtkosten von 10 bis 12 Milliarden Euro sollen großteils durch russische Kredite finanziert werden, die Fertigstellung ist für das Jahr 2023 prognostiziert.
AtomkraftgegnerInnen aus Österreich fordern nun eine „grenzüberschreitende Umweltverträglichkeits-Prüfung“ (UVP) und haben eine lange Liste mit Kritikpunkten vorgelegt. So fehle gänzlich eine öffentliche Ausschreibung, wobei die ungarische Regierung argumentiert, dass der Bauvertrag mit Russland auf einem Vertrag Ungarns mit der Sowjetunion von 1966 beruhe. Dieser beinhaltete damals den Bau von sechs Reaktoren. In den 1970er-Jahren wurden davon jedoch nur vier Blöcke gebaut.
Am 3. März 2015 beschloss das Parlament erweiterte Geheimhaltungsklauseln für den Atom-Deal für die nächsten 30 Jahre – angeblich wegen nationaler Sicherheitsinteressen. Damit sind alle wirtschaftlichen und technologischen sowie sämtliche Dokumente zur Entscheidungsfindung geheim. Die Opposition im ungarischen Parlament kritisiert, dass zudem die Finanzierung „undurchsichtig“ sei.
Paks würde durch den verwendeten Reaktortypen „evolutionärer AES 2006 (VVER-1200)“ de facto zu einem „Freilufttestgelände“. Denn: Über diesen Reaktortyp liegen bisher weder Erfahrungen zum technischen Verhalten noch dessen Umweltauswirkungen vor. Das betrifft insbesondere die Ableitung von radioaktiven Stoffen im Regelbetrieb über Luft und Wasser, aber auch sein Störfall- und Unfall-Verhalten.
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Quelle (Auszug): global2000.at; 12.5.2015