Neckarwestheim, Grohnde, Gundremmingen: Kritik an Atomkraftwerken

28.04.2015 | Jan Becker

Die Atomkraftwerke in Neckarwestheim, Grohnde und Gundremmingen stehen in der Kritik. Doch besonders Bayern macht es sich gerne einfach und behauptet kategorisch „Atomkraft ist sicher!“ Niedersachsens Umweltminister beteuert hingegen, er will „allen Hinweisen auf Schwachstellen sorgfältig“ nachgehen.

AktivistInnen der Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten“ hatten am Montag in Hannover den Grünen-Politiker Stefan Wenzel per Aktion dazu aufgefordert, seinen Pflichten in der Atomaufsicht nachzukommen. Im vergangenen Herbst war bei einer Sicherheitskonferenz in Hameln deutlich geworden: Trotz aller Prüf- und Überwachungssysteme treten immer wieder Defekte im AKW Grohnde auf.

Ende März hatten AnwohnerInnen Klage gegen den Weiterbetrieb der Anlage eingereicht, weil das Kraftwerk weder gegen Erdbeben noch gegen Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe ausreichend gesichert ist. Wenzel versprach erneut, „allen Hinweisen auf Schwachstellen sorgfältig“ nachzugehen.

Schwachstellen auch in Neckarwestheim
In der Info-Kommission zum Atomkraftwerk Neckarwestheim forderten vergangene Woche AtomkraftgegnerInnen erneut den sofortigen Betriebsstopp von Block II. Kritiker stritten um die Standfestigkeit des Kühlturms, nachdem Absenkungen von zusammengerechnet etwa 75 Zentimetern mit mehr als 10.000 Kubikmeter Beton korrigiert werden mussten. Bei einem schweren Unfall in Neckarwestheim müssten im Umkreis von 20 Kilometern 675.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Dafür seien 17.000 Busse notwendig. Es sei „heller Wahnsinn, in dem dicht besiedelten Raum ein Atomkraftwerk zu bauen“, so ein Maschinenbauingenieur und langjähriger Gegner des Kraftwerks. Für den Betreiber EnBW ist das alles kein Thema: „Die Sicherheit der Anlage ist immer gewährleistet“.

Bayern sieht Problem als gelöst an
Um das bayerische AKW Gundremmingen ist erneut Streit darüber ausgebrochen, ob wichtige Sicherheitsüberprüfungen nicht durchgeführt werden, obwohl sie vorgeschrieben sind. Seit etlichen Jahren verhandeln Bundes- und Landesregierung, ob das sogenannte „Sumpfsiebproblem“ gelöst sei – und damit die beiden Siedewasser-Reaktoren allen vorgeschriebenen Sicherheitsauflagen genügen. Bayern sieht das Problem als gelöst an, der Bund will eine weitere „sorgfältige fachliche Prüfung“ – aus öffentlichem Interesse.
1992 (!) war es im schwedischen Barsebäck zu einer Beinahe-Katastrophe gekommen, als Isoliermaterial die Kühlung verstopfte. Seitdem ist die Schwachstelle mithin bekannt. Laut Betreiber könne so etwas aber in Gundremmingen „beherrscht“ werden. Und das Landesministerium betont: Das AKW ist „sicher“…

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Quellen (Auszug): mainpost.de, swp.de, augsburger-allgemeine.de, kreiszeitung.de; 23./27.4.15

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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