Die Atomkraftwerke in Neckarwestheim, Grohnde und Gundremmingen stehen in der Kritik. Doch besonders Bayern macht es sich gerne einfach und behauptet kategorisch „Atomkraft ist sicher!“ Niedersachsens Umweltminister beteuert hingegen, er will „allen Hinweisen auf Schwachstellen sorgfältig“ nachgehen.
AktivistInnen der Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten“ hatten am Montag in Hannover den Grünen-Politiker Stefan Wenzel per Aktion dazu aufgefordert, seinen Pflichten in der Atomaufsicht nachzukommen. Im vergangenen Herbst war bei einer Sicherheitskonferenz in Hameln deutlich geworden: Trotz aller Prüf- und Überwachungssysteme treten immer wieder Defekte im AKW Grohnde auf.
Ende März hatten AnwohnerInnen Klage gegen den Weiterbetrieb der Anlage eingereicht, weil das Kraftwerk weder gegen Erdbeben noch gegen Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe ausreichend gesichert ist. Wenzel versprach erneut, „allen Hinweisen auf Schwachstellen sorgfältig“ nachzugehen.
Schwachstellen auch in Neckarwestheim
In der Info-Kommission zum Atomkraftwerk Neckarwestheim forderten vergangene Woche AtomkraftgegnerInnen erneut den sofortigen Betriebsstopp von Block II. Kritiker stritten um die Standfestigkeit des Kühlturms, nachdem Absenkungen von zusammengerechnet etwa 75 Zentimetern mit mehr als 10.000 Kubikmeter Beton korrigiert werden mussten. Bei einem schweren Unfall in Neckarwestheim müssten im Umkreis von 20 Kilometern 675.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Dafür seien 17.000 Busse notwendig. Es sei „heller Wahnsinn, in dem dicht besiedelten Raum ein Atomkraftwerk zu bauen“, so ein Maschinenbauingenieur und langjähriger Gegner des Kraftwerks. Für den Betreiber EnBW ist das alles kein Thema: „Die Sicherheit der Anlage ist immer gewährleistet“.
Bayern sieht Problem als gelöst an
Um das bayerische AKW Gundremmingen ist erneut Streit darüber ausgebrochen, ob wichtige Sicherheitsüberprüfungen nicht durchgeführt werden, obwohl sie vorgeschrieben sind. Seit etlichen Jahren verhandeln Bundes- und Landesregierung, ob das sogenannte „Sumpfsiebproblem“ gelöst sei – und damit die beiden Siedewasser-Reaktoren allen vorgeschriebenen Sicherheitsauflagen genügen. Bayern sieht das Problem als gelöst an, der Bund will eine weitere „sorgfältige fachliche Prüfung“ – aus öffentlichem Interesse.
1992 (!) war es im schwedischen Barsebäck zu einer Beinahe-Katastrophe gekommen, als Isoliermaterial die Kühlung verstopfte. Seitdem ist die Schwachstelle mithin bekannt. Laut Betreiber könne so etwas aber in Gundremmingen „beherrscht“ werden. Und das Landesministerium betont: Das AKW ist „sicher“…
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- „Sicher ist nur das Risiko!“: Neue Webseite listet AKW-Störfälle auf
22. März 2015 — Was gegen den atomaren Wahnsinn hilft, sind bekanntlich Fakten. Mit einer neuen Webseite will jetzt ein Atomkraftgegner aus München deutlich machen, dass Pannen in Atomkraftwerken keine harmlosen Ausnahmen darstellen und immer wieder gefährlich werden können.
Quellen (Auszug): mainpost.de, swp.de, augsburger-allgemeine.de, kreiszeitung.de; 23./27.4.15