Im Experimentierreaktor Berlin-Wannsee (BER II) kann es – beispielsweise durch einen Flugzeugabsturz – jederzeit zu einer Atomkatastrophe und somit zur Freisetzung großer Mengen an Radioaktivität kommen. Mit einer spektakulären Aktion in der Hauptstadt haben die atomkritischen Ärzte IPPNW auf die Gefahren aufmerksam gemacht.
Der Versuchsreaktor BER-II liegt am Stadtrand Berlins in einem Wohngebiet. Je nach Wind und Wetter könnte die radioaktive Wolke quer über Berlin ziehen und große Teile des Stadtgebiets verstrahlen, warnen die Ärzte. Die gesundheitlichen Auswirkungen für die Bewohner, die ökologischen Folgen und die wirtschaftlichen Konsequenzen für die Stadt seien „unabsehbar“.
Allein von Mitte 1991 bis Ende 2014 gab es etwa 66 meldepflichtige Ereignisse, darunter mindestens 34 Reaktorschnellabschaltungen in dem vergleichsweise kleinen Atomkraftwerk.
„Auch wenn der Betreiber einen schweren Reaktorunfall für nahezu unmöglich hält, haben Tschernobyl und Fukushima demonstriert, wie verwertbar solche optimistischen Annahmen in der Realität sind“, heißt es in einem Flugblatt zur Aktion.
Nicht nur wegen der Gefahr eines schweren Unfalls will der IPPNW seit langem die Stilllegung des Experimentier-Reaktors. Mit einer spektakulären Aktion unterstrichen sie anlässlich des Tschernobyl-Jahrestags ihre Forderung: Mit einem Dekontaminsationszelt wurde der Bevölkerung vor Augen geführt werden, was im Fall eines Super-GAUs in Deutschland passieren würde. Realistisch ausgerüstet mit Geigerzähler, Jodtabletten, ABC-Anzügen und Informationsmaterialien wurde über die Gefahren aufgeklärt.
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Hintergrundinformationen zu Sicherheitsschwachstellen, Pannen-Meilern und Beinahe-GAUs.
Quelle (Auszug): ippnw.de, 26.4.2015