Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat gemeinsam mit AnwohnerInnen Klage gegen den Weiterbetrieb des norddeutschen Atomkraftwerks Brokdorf eingereicht. Es sei ein „großes Risiko“, weil es – wie alle deutschen Meiler – nicht gegen äußere Bedrohungen gesichert ist.
Die Klage baut auf das erfolgreiche Urteil des Bundesverfassungsgerichtes gegen das Zwischenlager am AKW Brunsbüttel auf: Erstmals wurde aufgrund einer AnwohnerInnen-Klage im Januar 2015 einer Atomanlage die Betriebserlaubnis entzogen. Die Begründung: Unzureichender Nachweis des Terrorschutzes.
Mit dem neuen Verfahren will Greenpeace gemeinsam mit AnwohnerInnen des benachbarten AKW Brokdorf erwirken, dass dem Meiler die Betriebserlaubnis entzogen wird.
EineR der AntragstellerInnen lebt nur eineinhalb Kilometer vom Reaktor entfernt und erhebt nun – wie die KlägerInnen um Brunsbüttel – einen „Schutzanspruch“: Käme es in dem AKW zur Kernschmelze mit großer radioaktiver Freisetzung, träfen ihn hohe Strahlendosen mit tödlichen Folgen. Und solch einen Super-GAU könnte etwa ein terroristischer Angriff auslösen, argumentieren die AntragstellerInnen. Aktuelle Drohnenüberflüge über Atomanlagen in Frankreich würden das Risikopotential vergegenwärtigen.
„Schon viel zu lange müssen AnwohnerInnen die Gefahr von Atomkraftwerken dulden. Nachträgliche bauliche Maßnahmen, die tatsächlich Abhilfe schaffen könnten, sind nicht in Sicht. Daher müssen die Atomreaktoren abgeschaltet werden“, meint Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomkraft. „Die Politik kennt diese Gefahr, handelt aber nicht konsequent. Daher müssen Bürger und Umweltverbände aktiv werden.“
weiterlesen:
- Brunsbüttel und die Folgen
So etwas hat es in der Geschichte des Streits um Atomkraft noch selten gegeben: Am 19. Juni 2013 kassierte das Oberverwaltungsgericht Schleswig die Genehmigung für das Atommüll-Zwischenlager am AKW Brunsbüttel. Wie kam es zu diesem Urteil? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? .ausgestrahlt beantwortet die wichtigsten Fragen.
- Flugzeugabstürze – kein AKW ist geschützt
Kein deutsches Atomkraftwerk ist umfassend gegen Flugzeugabstürze geschützt. Schon ein mittelgroßer Flieger kann den Super-GAU auslösen, wie ein Gutachten zeigt
- Brunsbüttel-Urteil erfordert Neustart der Atompolitik
26. Januar 2015 — Am Ende hatte die Klägerin Anke Dreckmann selbst nicht mehr an eine Entscheidung geglaubt, sondern gedacht dass die Gerichte es aussitzen würden, schreibt die Süddeutsche Zeitung in einem sehr lesenswerten Artikel. Doch es kam anders – vor zehn Tagen gaben die Richter der Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig dem Ehepaar Dreckmann auf ganzer Linie recht und zogen einen endgültigen Schlussstrich unter den 11-jährigen Gerichts-Marathon. Und nicht nur darunter.
- Drohnen: Studie belegt reale Gefahr für Atomanlagen
25. November 2014 — In Frankreich fliegen Drohnen unbehelligt über Atomanlagen – mögliche Anschläge wären katastrophal. Mit einer Studie belegt Greenpeace, wie real die Gefahren und wie anfällig die Atomanlagen für terroristische Angriffe sind.
- Sicherheitslücken in den AKW Grohnde und Brokdorf
23. Dezember 2014 — Bei Wartungsarbeiten ist im Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen ein Leck an einer Rohrleitung entdeckt worden. Im AKW Brokdorf startete ein Notstromaggregat nicht.
Quelle (Auszug): greenpeace.de, 24.3.2015