Das französische Atomunternehmen AREVA wird künftig keine Atomkraftwerke mehr bauen. Der Konzern, der sich mehrheitlich im Staatsbesitz befindet, ordnet nach herben Verlusten im letzten Jahr seine Geschäftspolitik neu. Grund für die schlechte Bilanz sind auch miserable AKW-Projekte.
Im letzten Jahr verbuchte Areva einen Verlust in Höhe von 4,834 Milliarden Euro. In der Folge will Areva Chef Philippe Knoche seine Geschäftsstrategie neu ausrichten. In einem Interview mit der Financial Times Mitte März erklärte er, dass AKW-Neubauprojekte für sein Unternehmen nicht mehr durchführbar seien. Künftig wolle AREVA Einzelkomponenten liefern. Das allerdings auch nur „untergeordnet“. Stärker in den Fokus soll der Uranabbau, die Wiederaufbereitung von Brennelementen, Brennelementherstellung sowie AKW-Wartungsarbeiten rücken.
Hintergrund für die hohen Verluste sind u.a. die großen Probleme auf den AKW-Baustellen im finnischen Olkiluoto und im französischen Flamanville. Mit dem dort eingesetzen „EPR“ wollte AREVA – damals noch unter dem Namen „Framatome“ und gemeinsam mit der deutschen Firma Siemens – den Durchbruch auf dem internationalen Reaktormarkt schaffen. Siemens verabschiedete sich allerdings aus dem Konsortium wegen unkalkulierbarer Folgekosten, denn die Projekte sind heute weit hinter dem Zeitplan und kommen die Konzerne immer teurer zu stehen. In Finnland haben sich die Baukosten bereits von drei auf neun Milliarden Euro verdreifacht.
Unter dem Strich will der Konzern aktuellen AKW-Projekten aber treu bleiben: Für das besonders umstrittene weil mit hohen staatlichen Mitteln subventionierte Kraftwerk im englischen Hinkley Point sollen Dampferzeuger und Kontrollsysteme geliefert werden. Laut Areva-Chef Knoche werde künftig der französische Energiekonzern EDF bei großen Neubauprojekten die Verantwortung übernehmen.
Allerdings gibt es auch gute Neuigkeiten: Im indischen Jaitapur, mittem im Erdbebengebiet, wollte AREVA das weltgrößte Atomkraftwerk mit sechs EPR-Reaktorblöcken bauen. Diesem Projekt erteilt der Konzern nun eine Absage. Zudem sei die Zertifizierung des EPR in den USA gestoppt worden, womit Neubauten zumindest mit diesem Reaktortypen dort nicht mehr möglich sind.
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Quellen (Auszug): netzwerkit.de, ft.com; 15./22.3.2015