Im November riefen wir zur Unterstützung einer Aktion gegen die Laufzeitverlängerung des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany auf. In Österreich wurden die gesammelten Unterschriften nun übergeben. In Deutschland läuft die Aktion noch weiter.
Vor genau 30 Jahren, am 24.02.1985 wurde Block 1 am Standort Dukovany mit dem Stromnetz gekoppelt. Der Betreiber plante ursprünglich eine Stilllegung in diesem Jahr. Jetzt soll die Laufzeit auf 50 bis 60 Jahre erhöht werden.
Gegen diese Pläne wurden in den letzten Monaten über 60.000 Unterschriften gesammelt. Aufgerufen dazu hatten die Organisationen GLOBAL 2000 aus Österreich, in Deutschland schloss sich das Münchener Umweltinstitut an.
„Tschernobyl hat eindrücklich gezeigt, dass Radioaktivität keine Grenzen kennt. Dukovany liegt lediglich 175 km von der deutschen Grenze entfernt. Bei einem Unfall mit radioaktiver Freisetzung wäre auch Deutschland betroffen“, schreibt das Umweltinstitut München in einem Protestbrief an Umweltministerin Hendricks. Sie solle sich für eine Stilllegung einsetzen.
In Österreich wurden nun 35.000 Unterschriften an Umweltminister Andrä Rupprechter übergeben. Dieser „muss nun handeln“, fordert GLOBAL 2000-Geschäftsführerin Leonore Gewessler. Nach 30-jährigem Bestehen seien die Reaktorblöcke schrottreif und technisch veraltet. Bei einem bilateralen Treffen solle Rupprechter seinen tschechischen Amtskollegen Richard Brabec von einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zum AKW überzeugen, die nach der ESPOO-Konvention rechtlich bindend sei.
Mit einer eindrucksvollen Aktion haben österreichische Anti-Atom-AktivistInnen kürzlich verdeutlicht, wie schnell sich die Radioaktivität bei einem schweren Unfall ausbreiten kann. Direkt vor dem Meiler in Dukovany wurden Luftballons steigen gelassen, an denen sich ein GPS-Tracker befand. Nach nur einer Stunde hatten die Ballons trotz geringem Wind die etwa 50km entfernte Grenze zu Österreich überquert.
„Diese technisch aufwändige Aktion, die erstmals von einer Umweltschutzorganisation durchgeführt wurde, zeigt direkt nachverfolgbar, dass im Ernstfall radioaktive Emissionen schneller über alle Grenzen verbreitet werden, als die Warn-Kette von AKW-Betreiber, Nuklearaufsicht und Warnsystem in vielen Fällen überhaupt reagieren könnte“, sagt Reinhard Uhrig, Atomsprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. Im Ernstfall vermutlich viel zu spät für den Schutz der Bevölkerung.
- Der Protestbrief an die deutsche Umweltministerin kann weiter unterzeichnet werden: Umweltinstitut München: Schrottmeiler Dukovany vom Netz!
weiterlesen:
- Leck im tschechischen AKW Dukovany
5. November 2014 — Zwei der vier Reaktorblöcke am tschechischen Atomstandort Dukovany sind außerplanmäßig heruntergefahren und vom Netz getrennt worden, teilt der Betreiber CEZ heute mit. AtomkraftgegnerInnen fordern mit einer Petition die Stilllegung der Meiler.
Quelle (Auszug): global2000.at, umweltinstitut.org; 24.2.2015