Der französische Präsident Hollande hatte es im Wahlkampf versprochen: Das älteste und besonders gefährliche Atomkraftwerk des Landes wird Ende 2016 stillgelegt. Doch immer neue Aspekte lassen daran zweifeln. AtomkraftgegnerInnen bleiben weiter aktiv im Kampf für die Abschaltung von Fessenheim.
Schon 200 Mal haben sich seit dem Beginn der Katastrophe von Fukushima AktivistInnen in Breisach zu einer Mahnwache versammelt, um für das Ende des benachbarten Atomkraftwerks zu streiten. Am Rosenmontag veranstalteten sie ihre Jubiläums-Mahnwache, zu der über 80 AtomkraftgegnerInnen aus Deutschland und Frankreich kamen. Es stelle sich zwar nicht mehr die Frage, ob das nahe AKW abgeschaltet werde, so Gustav Rosa, Hauptinitiator der Mahnwachen. Doch sei weiter offen, wann das geschehe.
Der französische Atomkonzern EDF hatte kürzlich angekündigt, weiter in das Kraftwerk zu investieren. Mehr als 50 Millionen Euro sollen jeweils in diesem und im kommenden Jahr in das AKW gesteckt werden, um es „profitabel und sicher“ zu halten. Und Präsident Hollande hat bis heute das Ende von Fessenheim nicht mehr bestätigen wollen. Im Gegenteil stellte seine Umwelt- und Energieministerin das Vorhaben sogar in Frage. Auch wird offenbar die Option, nur einen der zwei Blöcke stillzulegen, diskutiert.
Mitte der Woche unterrichtete der Betreiberkonzern die Öffentlichkeit auch über die Störfallbilanz in 2014: Insgesamt gab es 29 sicherheitsrelevante Vorkommnisse, darunter vier Störfälle der Stufe eins auf der internationalen, siebenstufigen Skala für nukleare Ereignisse. Kein Beleg also für ein „sicheres“ Kraftwerk. AtomkraftgegnerInnen sprechen daher auch von einem „gefährlichen Schrottmeiler“, der Baden-Württemberg bei einem Atomunfall und Westwind bis über Stuttgart hinaus verseuchen könnte.
Die AktivistInnen in Breisach werden ihre Proteste also weiterführen müssen: Am Montag, 23. Februar, 18 Uhr treffen sie sich auf dem Neutorplatz zu ihrer nächsten Mahnwache.
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Quellen: badische-zeitung.de, swr.de; 17./18.2.2015