„Kein Atommüll in Kochtöpfe und Gehwege – Einwendungen jetzt!“: Mit einer Aktion forderten gestern AtomkraftgegnernInnen in Stuttgart Engagement gegen die unzureichenden Rückbaupläne des Atomkraftwerks Neckarwestheim-1. Zur Zeit kann jedeR BürgerIn eine Einwendung gegen das Projekt unterzeichnen und größere Sicherheit fordern.
Verschiedene Anti-Atom-Initiativen haben Einwendungskampagnen gestartet, weil das Konzept „viel zu sehr auf schnellen und billigen Rückbau statt auf Risikominimierung für die Bevölkerung abzielt“, sagt Christina Albrecht von Robin Wood Stuttgart. Der Energiekonzern EnBW plane, riesige Mengen schwach belasteten Materials in den ganz normalen Wirtschaftskreislauf abzuschieben. So könne der Atommüll z.B. als Kochtopf auf dem Tisch landen. „Das geht gar nicht!“, forderte Albrecht gemeinsam mit KletteraktivistInnen gestern vor dem baden-würtembergischen Umweltministerium. Zwischen zwei Fahnenmasten vor dem Minsterium spannten sie ein Banner auf.
- Noch bis zum 18. März 2015 liegen Teile der Antragsunterlagen u.a. im Umweltministerium Stuttgart öffentlich zur Einsicht aus und sind online verfügbar. Die Einwendung kann hier heruntergeladen werden.
Die Kritik ist umfangreich: Die hochradioaktiven Brennelemente, die über 90% des Strahleninventars des Meilers beinhalten, sollen erstmal im Reaktor bleiben. Eine Auslagerung in ein Zwischenlager wäre sicherer. Alternative Rückbaukonzepte zum geplanten schnellen Abriss wurden unzureichend geprüft. Was fehlt ist eine komplette Auflistung des radioaktiven Inventars.
„Wir fordern, dass die Gesundheit der Bevölkerung Priorität hat – nicht die wirtschaftlichen Interessen der EnBW“, so Albrecht. Sie bezeichnet die Rolle der zuständigen Landesatomaufsicht als einen „Interessenskonflikt”, da das Land Baden-Württemberg 47 Prozent am Energiekonzern hält.
weitere Informationen:
- Aktionsbündnis Castórwiderstand Neckarwestheim – Abriss GKN1: Jetzt Einwendungen erheben!
- Arbeitsgemeinschaft Atomerbe Neckarwestheim
weiterlesen:
- Studie zum Freimessen von radioaktivem Müll
22. Juli 2014 — Die im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erstellte “Stellungnahme zu Defiziten der Regelung von Freigaben radioaktiver Stoffe in der Bundesrepublik Deutschland” beleuchtet das verdrängte Problem beim Rückbau von Atomkraftwerken.
- Julia Schumacher: AKW-Schutt auf Hausmülldeponien
Wie per „Freimessung“ aus Atommüll einfach Hausmüll wird und warum trotzdem kaum noch eine Deponie dafür zu finden ist.
- “Das Risiko wird tausendfach unterschätzt”
Ulrich Klein, 71, pensionierter Diplom-Ingenieur, kämpft mit der Interessengemeinschaft „Keine Deponie am Tharandter Wald“ gegen Strahlen-Schutt und laxe Freigabegrenzwerte
Quelle (Auszug): robinwood.de, 13.2.2015