Unter dem Motto „Sperrmüll statt Atommüll“ haben heute AtomkraftgegnerInnen das Gleis zur Urananreicherungsanlage in Gronau blockiert. Die kreative Aktion richtet sich gegen ein neues Atommülllager am Standort der Anlage, die trotz des deutschen Atomausstiegs weiter AKWs in aller Welt mit Brennstoff versorgen darf.
Gegen 9.30 Uhr haben AktivistInnen „verschiedensten Sperrmüll“ auf das zur Anlage führende Stichgleis gestellt. Beschriftet waren die ausgedienten Sofas, Schranktüren, Matratzen und Wäschespinnen mit Sprüchen wie „Sperrmüll gegen Atommüll“ oder „Dieser Müll strahlt nicht“.
„Wir wenden uns mit unserer Aktion gegen die Produktion und Einlagerung weiteren radioaktiven Mülls in Gronau. Im Gegensatz zu Sperrmüll strahlt dieser Müll auch nach Milliarden von Jahren noch und kann nicht einfach entsorgt werden.“, erklärt eine der beteiligten Atomkraftgegner*innen. „Mit der Blockade soll symbolisch verhindert werden, dass das neue Lager in Betrieb genommen werden kann und Atommüll hier Jahrtausende vor sich hinstrahlt. Unsere Sperrmüllkunst ist nicht gegen Urencos Atommüll.“
Die Urananreicherungsanlage in Gronau hat eine unbefristete Betriebsgenehmigung und darf somit unbefristet Atommüll in Form von abgereichertem Uran produzieren. Ein neues Zwischenlager wurde im letzten Jahr fertig gestellt – hier soll abgereichertes Uranoxid unbefristet gelagert werden. Da keine alternative Entsorgung in Sicht sei, entstehe in Gronau also „ein neues Endloslager“, meinen die AktivistInnen.
In der Vergangenheit ist die Anlage, die rechnerisch jeses zehnte Atomkraftwerk auf der Welt mit Brennstoff versorgt, immer wieder Ziel von Protesten gewesen. Im vergangenen August starteten zahlreiche Initiativen eine Kampagne gegen die Inbetriebnahme des Atommüll-Lagers und riefen zu einem „Tag X“ auf:
„Die Urananreicherungsanlage Gronau entwickelt sich immer mehr zum Testfall für die Zukunft der Atomenergie und der Atommüllentsorgung in Deutschland“, attestierte Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Erstens wolle die Bundesregierung auf die Urananreicherung auch nach 2022 nicht verzichten und zweitens die NRW-Landesregierung offenbar erstmals die Lagerung von Atommüll ohne jede zeitliche Befristung genehmigen. „Von einem Zwischenlager kann man also bei der neuen Uranlagerhalle gar nicht sprechen – wir befürchten in Gronau die schleichende Entstehung eines oberirdischen Endlagers, das nicht einmal gegen Flugzeugabstürze gesichert ist,“ so Buchholz im Zusammenhang mit dem Aufruftext.
- Weitere Informationen zur Tag-X-Kampagne in Gronau zum Beispiel hier: bewegung.taz.de
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- Deutscher Uranmüll in Russland: Umweltschützerin stellt erneut Strafanzeige
17. Dezember 2014 — Eine russische Umweltschützerin hat über den Münsteraner Fachanwalt Wilhelm Achelpöhler bei der Münsteraner Staatsanwaltschaft die Wiederaufnahme der strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Gronauer Urananreicherer Urenco Deutschland GmbH beantragt. Dabei geht es um den illegalen Export von rund 27.000 Tonnen abgereichertem Uran, die seit Mitte der 1990er-Jahre von Gronau aus als Atommüll nach Russland exportiert wurden.
- Reste der Urananreicherung: Atommüll oder Wertstoff?
27. November 2014 — Bei der Urananreicherung in Deutschlands einziger Anreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau fallen große Mengen abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) an. Was bislang als “Wertstoff” galt wurde kürzlich von der Bundesregierung in ihrem Entwurf des “nationalen Entsorgungsplans” zu “Atommüll” umdeklariert. Mit dramatischen Folgen, meint Udo Buchholz, Anwohner und entschiedener Gegner der Anlage.
Quellen (Auszug): linksunten.indymedia.org, 8.1.2015