Öffentlicher Druck hilft: Die Reederei „Stena Line“ transportiert seit Jahresbeginn keine Atomtransporte mehr über die Ostsee. AtomkraftgegnerInnen hatten auf unkalkulierbare Risiken für Urlaubsreisende hingewiesen.
Im Juni 2011 waren die Transporte von Uranhexafluorid bekannt geworden. Die auf LKW oder Waggons geladenen Container wurden auf Passagierschiffen der „Stena Line“ von Rostock ins schwedische Trelleborg durchgeführt. Urlauber hatten in der Regel keine Ahnung von dem, was sich im Bauch des Schiffes befand. AtomkraftgegnerInnen informierten mit Aktionen und Flugblättern über die Gefahren des Stoffes, der bei Kontakt mit Luftfeuchtigkeit Säure entwickelt. Bei einem Brand wären die Passagiere einem großen Risiko ausgesetzt, Atemwegsverätzungen wären möglich.
Empfänger des Urans, das zum Beispiel aus der Anreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau stammt, ist eine Fabrik der Westinghouse Electric Schweden in Västeras. Dort werden Brennelemente für Atomkraftwerke hergestellt, die auf dem Seeweg auch wieder nach Deutschland kommen. Im April 2014 bestätigte die Reederei die Transporte offiziell und nannte Zahlen: Im Januar seien es sechs mit insgesamt 57 Tonnen gewesen, in 2013 hätten fünf Transporte stattgefunden.
Auf Anfrage der „taz“ im Juni 2014 lehnen andere Ostsee-Fährschiffreedereien wie TT-Line, Viking und Tallink solche Transporte schon länger ab. Die „Stena Line“ schließt sich denen nun an, die Begründung soll lauten: wachsender öffentlicher Druck und die durch die Aufklärung der Transporte entstandene Verunsicherung der Passagiere.
„Immer mehr deutsche Häfen stellen sich quer und vermiesen den Verbrechern der Atomgesellschaften die Tour(en)“, freuten sich im Dezember bereits AktivistInnen des „Anti-Atombündnis Nord-Ost”.
Der Bremer Hafen ist bereits seit Jahren für bestimmte Atomtransporte gesperrt. Rostock hingegen bleibt weiterhin Umschlagplatz für Atomfracht. Schwach radioaktive Güter können weiter verladen werden – auf Fähren oder Frachter. Aber die Atomindustrie muss sich nun erstmal einen neuen Weg suchen, ihre atomare Fracht nach Schweden und zurück zu befördern.
NDR Panorama 3 – Geheimsache: Atommüll auf Fähren, Juni 2013
weiterlesen:
- Atomtransporte stoppen!
5. Dezember 2014 — Atomtransporte sind brandgefährlich und finden permanent und heimlich quer durch die Republik statt, ohne dass die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend sind. Dieser Ansicht ist Robin Wood und lädt zu einer Unterschriftenaktion ein.
- 1000 Atomtransporte heimlich durch Deutschland
12. Juli 2014 — Wie die Rheinische Post schreibt, haben in Deutschland zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 insgesamt 988 Atomtransporte stattgefunden, von denen die Bevölkerung in der Regel nichts erfuhr.
- contratom.de: Stena Line bestätigt: Radioaktive Fracht auf Passagierfähren über die Ostsee
7. April 2014 – Die Reederei Stena-Line hat bestätigt, dass auf ihren Passagierfähren auf der Ostsee-Route Rostock — Trelleborg Atomtransporte durchgeführt werden. Atomkraftgegner warnen vor unkalkulierbaren Risiken.
Quellen (Auszug): lubminnixda.blogsport.de, ndr.de, 19.12.14/6.1.2015