Nach einem Cyberangriff auf ein südkoreanisches Atomkraftwerk wurden interne Daten im Internet veröffentlicht. Bis Weihnachten soll die Anlage abgeschaltet werden, fordert ein sich zu der Aktion bekennender Atomkraftgegner.
Es sei das vierte Posting auf dem Kurznachrichtendienst „twitter“ seit dem 15. Dezember, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am gestrigen Sonntag. Zuletzt habe der Hacker, der sich als „Leiter einer Anti-Atom-Gruppe auf Hawaii“ ausgab, unter anderem Grundrisse und Handbücher sowie Angaben zum Zustand der Kühlungs- und Klimaanlagen veröffentlicht. Vor einer Woche waren persönliche Daten von rund 10.000 Mitarbeitern des Betreiberkonzerns offengelegt worden.
Der Hacker droht mit weiteren Veröffentlichungen, sollten die Behörden die Atomanlagen nicht bis Weihnachten schließen. Laut des Anlagen-Betreibers beträfen die Veröffentlichungen „keine Schlüsseltechnologien und gefährdeten nicht die Sicherheit“.
Dass Atomkraftwerke mögliche Ziele für terroristische Angriffe sind, wird seit dem 11. September 2001 öffentlich diskutiert. Doch damit verbunden wird in der Regel ein gezielter Absturz mit einem Flugzeug. Doch auch die Manipulation der Computersysteme in einem AKW kann zu einem Desaster führen. Denn alle Systeme in einem AKW werden von Rechnern gesteuert, auch die sicherheitsrelevanten.
Nach Untersuchungen im Rahmen der nach Fukushima angeordneten „Stresstests” entdeckten Experten der EU erhebliche Defizite und forderten Mitte 2012, dass die für die Sicherheit der AKW entscheidenden Rechner „räumlich von jedem anderen Computernetzwerk getrennt” sein müssten. Zudem sollten redundante Systeme existieren, so dass die Anlage auch bei einem Teilausfall weiter beherrschbar bleibt. Nach Meinung der Experten sollten Wartungsarbeiten ausschließlich von „gründlich sicherheitsüberprüftem Personal” durchgeführt werden.
Ende Oktober 2010 war bekannt geworden, dass das iranische AKW Buschehr Opfer eines Angriffs mit einer Schadsoftware gewesen ist. Dadurch kam es zur Verzögerung der Inbetriebnahme – der Reaktor war glücklicherweise noch nicht am Netz. Ein Computerwurm mit dem Namen „Stuxnet“ war in der Software von zahlreichen Industrieanlagen weltweit aufgetaucht. Das bösartige Computerprogramm, das über einen USB-Stick auf die Rechner gelangen kann, greift eine von Siemens entwickelte Steuerungsanwendung an. Diese wird beispielsweise auch im abgeschalteten deutschen Atomkraftwerk Krümmel eingesetzt. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge wird „Simatic WinCC“ für die Reaktor-Lademaschine eingesetzt.
Mögliche „Cyberangriffe“ sind also ein Grund mehr für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen – weltweit.
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Quellen (Auszug): spiegel.de, dpa; 22.12.2014