Wegen einer Störung wurde das niedersächsische Atomkraftwerk Grohnde gestern (Dienstag) vom Netz genommen. Betreiber Eon spricht von „vorbeugender Instandsetzung“. AtomkraftgegnerInnen fordern die Stilllegung des störanfälligen Meilers wegen des unkalkulierbaren Risikos eines schweren Unfalls.
Zwar handelt es sich nicht um ein „meldepflichtiges Ereignis“, über das die Aufsichtsbehörde informiert werden muss. Der Atomkonzern Eon hat sein Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln trotzdem unplanmäßig vom Netz nehmen müssen. Im Rahmen einer „wiederkehrenden Prüfung von Armaturen des Dampfsystems der Turbine“ habe sich eine Armatur nicht vollständig schließen lassen. Ursache sei „ein kleines Befestigungselement, das sich gelöst hatte“, berichtet Eon heute. Nach einem Austausch des betroffenen Teils soll das Kraftwerk am kommenden Freitag wieder in Betrieb genommen werden.
AtomkraftgegnerInnen nehmen dieses Ereignis, das sich zwar im „konventionellen“ Teil der Anlage ereignet hat, zum Anlass für erneute Kritik am Betrieb des AKW. Schon ein gelöstes „kleines Befestigungselement“ sorgt für einen dreitägigen Stillstand dieses großen Meilers. Die von den AKW-Betreibern angepriesene „Versorgungssicherheit“ ist einmal mehr ein leeres Versprechen.
Auch wenn Betreiber Eon jetzt verharmlosend davon spricht, das Teil sei „relevant für die Verfügbarkeit der Anlage, nicht jedoch für die nukleare Sicherheit“, vertuscht das die tatsächliche Dimension von Problemen in dem AKW. Solch „kleine“ Defekte können durch weitere Störungen in deren Folge oder ergänzendes menschliches Versagen zu großen Störfällen führen. Keine andere Technologie ist vergleichsweise in der Lage, durch ihr Versagen ganze Landstriche für Jahrhunderte unbewohnbar zu machen.
Und die Katastrophe kann jeden Tag passieren. Davon betroffen wären weitaus mehr Menschen, als gemeinhin angenommen. Gebiete noch 170 Kilometer vom Reaktor entfernt könnten bei einem Super-GAU unbewohnbar werden – je nach Wetter und Menge der freigesetzten Radioaktivität sogar noch in weiter entfernten Regionen. Millionen Menschen müssten fliehen. Das hat das Bundesamt für Strahlenschutz in einer Modellrechnung nachgewiesen.
Das Risiko ist zu groß. Deshalb lautet die Forderung: Das AKW Grohnde bleibt aus!
AKW-Status-Bericht
- Atomkraftwerk Brokdorf – 1410 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Emsland – 1329 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Grafenrheinfeld – 1275 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Grohnde – 1360 MW(netto) – offline
- Atomkraftwerk Gundremmingen-B – 1284 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Gundremmingen-C – 1344 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Isar-II – 1400 MW(netto) – online
- Atomkraftwerk Philippsburg-2 – 1392 MW(netto) – online
- Gemeinschaftskraftwerk Neckar 2 – 1310 MW(netto) – online
Atomkraftwerke in Betrieb: 9
davon online: 8
davon offline: 1
installierte Kraftwerkskapazität: 12104 MW (100%)
verfügbare Kraftwerkskapazität: 10744 MW (88.8%)
weiterlesen:
- AKW Grohnde lagert Brennelemente seit 26 Jahren
9. Dezember 2014 — Nach der Meldung über jahrzehntelange Lagerung von verbrauchten Brennstäben im bayerischen AKW Gundremmingen legt nun Niedersachsen nach: Seit 26 Jahren befinden sich Brennelemente im Lagerbecken des AKW Grohnde. Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne) findet, diese Art der “Zwischenlagerung” gehöre auf den Prüfstand.
- AKW-Störfall-Report für November 2014
1. Dezember 2014 – Im November 2014 mussten 12 Störfälle, Vorkommnisse oder Abweichungen vom regulären Betrieb in Atomanlagen verzeichnet werden.
Quelle (Auszug): eon-kernkraft.de, 9./10.12.2014