Mit großem Entsetzen reagieren AtomkraftgegnerInnen auf einen aktuellen Medienbericht, dass sowohl die Bundesregierung wie auch die britische und niederländische Regierung inzwischen einen Börsengang des Urananreicherers Urenco befürworten.
Im westfälischen Gronau betreibt Urenco die einzige deutsche Urananreicherungsanlage, die bislang vom Atomausstieg ausgenommen ist. Von Gronau wird jedes 10. AKW weltweit mit Atombrennstoff beliefert. Urenco gehört zu je einem Drittel dem britischen und niederländischen Staat. Das letzte Drittel teilen sich E.on und RWE. Die ersten Verkaufspläne der jetzigen Urenco-Eigentümer wurden bereits 2011 bekannt. 2013 brachte der niederländische Finanzminister Dijsselbloem einen Börsengang ins Gespräch. AtomkraftgegnerInnen sprechen vom „womöglich brisantesten Wirtschaftsdeal in der Geschichte der Bundesrepublik“.
Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ ist weiterhin eine „Auktion der Urenco-Anteile“ im Gespräch. Wichtige Interessenten – wie der französische Atomkonzern Areva – seien jedoch durch eigene massive Finanzprobleme so angeschlagen, dass die angestrebten 10 Mrd. Euro Verkaufserlös fraglich seien, berichten das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in einer Pressemitteilung. Als möglichen Zeitpunkt für den Börsengang nenne Reuters die Zeit nach der britischen Unterhauswahl im kommenden Mai.
„Es ist absolut unvorstellbar, dass die drei Regierungen weiterhin ernsthaft die militärisch höchst brisante Urananreicherung an die Börse bringen wollen“, meint Udo Buchholz vom BBU. Die Urananreicherung sei durch die Zentrifugentechnologie „der einfachste Weg zur Atombombe“. „Sollen zukünftig Investmentfonds und Hedgefonds die weltweit zweitgrößte Urananreicherungsfirma leiten? Wer will die neuen Eigentümer kontrollieren? Wer will einen unkontrollierten Weiterverkauf von Aktien verhindern? Warum spielt die Bundesregierung bei diesem Horrorszenario mit?“, fragt Buchholz.
Wenn die Bundesregierung es mit der internationalen Nichtverbreitung von Atomwaffentechnologie und dem Atomausstieg in Deutschland wirklich ernst meine, dann müsse sie die Börsenpläne und Verkaufsverhandlungen für Urenco stoppen und stattdessen die Urananreicherungsanlage in Gronau stilllegen, fordert Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Das sei „atompolitisch und sicherheitspolitisch die einzig vernünftige und glaubwürdige Entscheidung“.
weiterlesen:
- contratom.de – Bundesregierung will Urenco-Verkauf ermöglichen: Urananreicherung stilllegen statt verkaufen!
3. November 2014 – Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende zum Verkauf des Urananreicherers Urenco sind Anti-Atomkraft-Initiativen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) äußerst alarmiert: Offensichtlich arbeitet die Bundesregierung hinter den Kulissen daran, für den womöglich brisantesten Wirtschaftsdeal in der Geschichte der Bundesrepublik einen Rechtsrahmen zu schaffen.
- contratom.de – Urananreicherung: Urenco-Börsengang “weiterhin mögliche Option” – Atomkraftgegner fordern Veto von Außenminister Steinmeier
12. Mai 2014 – Für die Bundesregierung ist ein Börsengang beim Verkauf des deutsch-britisch-niederländischen Urananreicherers Urenco „weiterhin eine mögliche Option“. Zugleich sei das Auswärtige Amt aufgrund der „nuklearen nichtverbreitungspolitischen Aspekte“ an den laufenden Verhandlungen „maßgeblich beteiligt“. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor (Bundestags-Drucksache 18/1267, s. Anhang). Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern aufgrund der sicherheitspolitischen Brisanz der Urananreicherung ein Veto von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gegen den Börsengang und Verkauf von Urenco.
- contratom.de – Urananreicherer Urenco mischt bei Endlagersuche mit: stellvertr. Vorsitzender Gerd Jäger in Suchkommission
14. April 2014 – Der Urananreicherer Urenco, der mit seiner Urananreicherungsanlage Gronau zu einem der größten Atommüllproduzenten Deutschlands zählt, ist bei der von der Bundesregierung eingesetzten „Endlagersuchkommission“ durch den Top-Manager Gerd Jäger vertreten. Jäger gehört dem Direktorium von Urenco im Auftrag von Urenco-Miteigentümer RWE bereits seit 2001 an und bekleidet in dem Leitungsgremium die Funktion des „stellvertretenden Vorsitzenden“ (bei Urenco gibt es keine Trennung in Vorstand und Aufsichtsrat). Während Jäger bei RWE in den Ruhestand trat, ist er bei Urenco weiterhin in führender Funktion tätig. Der BDI hat den Atommanager Jäger nun für die Endlagersuchkommission benannt.
- Verkauf der UAA Gronau nur mit Beteiligung
11. Januar 2014 — Die Ärzteorganisation IPPNW und die Umweltorganisation Robin Wood fordern in einer Pressemeldung anlässlich des geplanten Verkaufs der Urananreichungsanlage Gronau eine Beteiligung der Öffentlichkeit.
Quelle (Auszug): PE BBU + Aktionsbündnis gegen Atomanlagen Münsterland, 08.12.2014