Im bayerischen Gundremmingen stehen die letzten Siedewasserreaktoren, die seit dem Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima noch in Betrieb sein dürfen. Die Brennelementelagerbecken sind fast voll. Möglicherweise droht deshalb ein Betriebsstopp.
In den sogenannten Nasslagern im inneren der Meiler befinden sich zur Zeit insgesamt 4.410 alte Brennstäbe, die ältesten seit 28 Jahren. In Block B sind laut einer Antwort des bayerischen Umweltministeriums an die Landtagsgrünen aktuell nur noch 198 freie Lagerplätze vorhanden, in Block C gebe es noch 237 freie Positionen.
Der wenige Platz könnte Grund für einen unplanmäßigen Betriebsstopp sein, meint Christine Kamm, Landtagsabgeordnete der bayerischen Grünen. Mit dem nächsten Brennelementewechsel oder einem unvorhergesehenen Ereignis könnte Betreiber RWE in Platznot kommen. Offenbar würden immer nur so viele verbrauchte Brennstäbe aus dem Lagerbecken geräumt, wie unbedingt nötig.
Aus dem Becken kommen die Stäbe nach einer Abkühlphase von mindestens fünf Jahre in Lager- und Transportbehälter vom Typ Castor und werden im benachbarten Zwischenlager geparkt. Die Behälter versprechen ein umfassendes Sicherheitskonzept gegen mögliche Einwirkungen von außen, in diesem Zusammenhang werden immer wieder gezielte Flugzeugabstürze oder ein Anschlag mit panzerbrechender Munition genannt. Ob der Castor allerdings realen Unfallbedingungen standhält, ist umstritten. Die Reaktoren in Gundremmingen sind dem gegenüber in ihrer Bauart veraltet und unzureichend gegen solche Unfallszenarien geschützt. Die Betonwände sind zu dünn, um etwa großen Flugzeugen stand zu halten. Kommen die Brennelemente also in einen Castor und in die Zwischenlagerhalle, ist das sicherheitstechnisch auf jeden Fall die bessere Wahl.
Das Umweltministerium in München betonte, dass „alles in Ordnung“ sei, es gäbe „keine Obergrenze“ für die Lagerung. Die Grünen sehen das anders: Der Betreiber gehe „verantwortungslos“ mit dem Atommüll um. Aus „Sicherheitsgründen“ müsse das AKW abgeschaltet werden, es gäbe zudem ausreichende Kraftwerksüberkapazitäten für eine sofortige Stilllegung.
- contratom.de – Behälter genehmigt: Atommüllnotstand in Gundremmingen noch einmal für kurze Zeit abgewendet
5. September 2014 – Heute hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veränderte Castoren für das AKW Gundremmingen genehmigt. Die Änderungen waren aufgrund von neuen Gefahrenhinweisen der Internationalen Atomenergiebehörde erforderlich geworden. In Gundremmingen sind die Abklingbecken randvoll und laut Handelsblatt winkte bereits ein Betriebsstopp.
- contratom.de – Reaktor aus, das Risiko bleibt: Wie sicher sind Brennelemente in Abklingbecken?
31. März 2012 – Selbst nach der Abschaltung liegen in deutschen Meilern noch immer hoch radioaktive Brennelemente in Abkühlbecken – ähnlich wie beim Katastrophenreaktor in Fukushima. Vor allem die Sicherheit von Isar 1 wird deswegen weiterhin heftig diskutiert.
- contratom.de – Risiko: Brennelemente in Abklingbecken
17. April 2011 – Grundsätzlich müssen alle verbrauchten Brennelemente nach dem Ausbau aus dem Reaktorkern für mindestens ein Jahr unter Wasser mit aktiver Kühlung lagern, um ihre Temperatur auf höchstens 400 Grad zu senken. Diese erste Zwischenlagerung erfolgt direkt am Reaktor in Abklingbecken, die mit borhaltigem Wasser gefüllt sind. Je nach Reaktortyp sind diese Nasslager stärker oder weniger stark gesichert.
Quellen (Auszug): augsburger-allgemeine.de, swp.de; 01./02.12.2014