Protestaktion am Freitag: Schacht KONRAD stoppen statt erweitern!

02.12.2014 | Jan Becker

Die Bundesregierung will offenbar nach der Inbetriebnahme des Endlagers Schacht KONRAD mehr und auch anderen Atommüll als bislang genehmigt einlagern. Was sich abzeichnet ist „ein groß angelegter Betrug an den Menschen in der Region und eine Ohrfeige für die niedersächsische Genehmigungsbehörde“. Deshalb rufen GegnerInnen des Konrad-Projekts zu einer Protestaktion am kommenden Freitag, 5. Dezember, auf.

Mit einem Fackelzug und Begleitung durch Trecker wollen AktivistInnen aus der ganzen Region spontan gegen die kürzlich bekannt gewordenen Pläne demonstrieren. Der Protestzug beginnt am Freitag in Salzgitter-Bleckenstedt und führt bis vor den Schacht, wo gegen 18.00 Uhr eine Kundgebung stattfindet.

Vergangene Woche sorgte die Meldung, dass eine neue Atommüllbilanz der Bundesregierung nun von 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Abfall ausgeht, für Aufregung. Denn bislang war nur von etwa 300.000 Kubikmetern die Rede, die in Schacht Konrad eingelagert werden sollen – und auch genehmigt wurden. Die Befürchtung ist nun, dass das neu geschaffene Bundesamt für kerntechnische Entsorgung als künftiger Betreiber erst nach der geplanten Inbetriebnahme 2022 die Genehmigungsänderungen per Weisung diktieren wird – intransparent und ohne umfassende Bürgerbeteilgung. Ohne ein neues Planfeststellungsverfahren dürfe es keine Erweiterung von Schacht Konrad geben, fordern deshalb KritikerInnen aus der Region.

Wie die Konrad-Gegner gehen seit letzten Freitag auch die Grünen noch einen Schritt weiter: Auf ihrem Bundesparteitag in Hamburg forderten sie von der Bundesregierung eine „Neubewertung“ Schacht Konrads. Das geplante Endlager „erfülle die notwendigen Anforderungen als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle derzeit nicht“, heißt es in dem verabschiedeten Antrag. Die Bundesregierung solle einen Plan vorlegen, „wie sie Schacht Konrad an den notwendigen wissenschaftlichen und technischen Standard heranführen will“. Offene Fragen wären zum Beispiel eine möglicherweise notwendige Bergung der eingelagerten Abfälle.

Was Schacht Konrad trotz der 2002 erteilten Genehmigung für den Ausbau zum Endlager aber weiter fehlen wird, ist ein realer Langzeitsicherheitsnachweis. Auch wurde der Standort nicht nach einem Auswahlverfahren gefunden, sondern als bundesweit einziger politisch bestimmt. Ein transparenter Neustart der Suche nach einem Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll ist überfällig.

  • 600.000 Kubikmeter: Bundesregierung prognostiziert viel mehr Atommüll
    18. November 2014 — Schonungslose Neuberechnung des Bundesumweltministeriums haben ergeben: Die Bundesrepublik muss in den nächsten Jahrzehnten viel mehr Atommüll entsorgen als bislang geplant. Erstmals tauchen in offiziellen Dokumenten Abfälle aus der Urananreicherung und der Asse-II auf. Eine Entsorgungslösung gibt es nicht.

Quellen (Auszug): handelsblatt.com, focus.de, stern.de, ag-schacht-konrad.de

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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