Belgien: Trafo-Explosion im Atomkraftwerk Tihange

01.12.2014 | Jan Becker

Im belgischen Atomkraftwerk Tihange ist gestern ein Transformator explodiert und hat für die Notabschaltung des Reaktors gesorgt. Erinnerungen werden wach an das niedersächsische AKW Krümmel, dass nach einem vergleichbaren Unfall letztlich nicht wieder in Betrieb genommen werden durfte.

Nach Medieninformationen sei Block 3 von vier Meilern am Standort 70 Kilometer westlich von Aachen betroffen gewesen, am Sonntagmorgen gegen 10.30 Uhr sei es nach der Explosion und einem folgenden Brand zur automatischen Schnellabschaltung gekommen. Die Feuerwehr der benachbarten Stadt Huy hätte das Feuer „schnell unter Kontrolle“ gehabt, schreibt der „Tagesspiegel“. Wann das Kraftwerk wieder in Betrieb gehen könnte, ist nach Auskunft des Betreibers Electrabel unklar, auch sei die Ursache der Explosion bislang nicht geklärt. Dennoch solle bereits morgen ein erster Neustart-Versuch erfolgen.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordert aktuell die endgültige Stilllegung des schon lange umstrittenen Atomkraftwerks: Mit dem Betrieb des AKW Tihange dürfte „nicht länger die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet werden“. Störfälle in Atomkraftwerken müssten Konsequenzen haben und auch im AKW Tihange muss die ständige Atommüllproduktion endgültig gestoppt werden, fordert Udo Buchholz vom BBU-Vorstand.

Erinnerungen werden wach an einen ähnlichen Vorfall im Juli 2007 im deutschen AKW Krümmel: Ein Transformator zur Einspeisung des Stroms ins öffentliche Netz war explodiert, der Reaktor wurde ebenfalls notabgeschaltet. Eine ganze Reihe weiterer Fehler und Missmanagement von Betreiber Vattenfall führten nach dem GAU von Fukushima letztlich dazu, dass der Meiler an der Elbe den Betrieb nicht wieder aufnehmen durfte.

  • contratom.de – Tausende Risse: Zwei belgische Atomkraftwerke vor dem endgültigen Aus?
    25. August 2014 – Zwei der sechs belgischen Atomkraftwerke stehen möglicherweise vor dem endgültigen Aus. Dank neuer Messtechnik waren vor zwei Jahren tausende mögliche Rissen im Reaktorbehälter der Meiler Doel-3 und Tihange-2 festgestellt worden, nun haben Zwischenergebnisse neuer Tests „nicht die erwünschten Resultate erbracht”. Baugleiche Reaktorbehälter finden sich in der ganzen Welt, ein systematischer Fehler und damit die Übertragung auf andere AKW wird nicht ausgeschlossen.
  • Atomkraft in Belgien
    Ein Atomausstiegsgesetz, ein Beschluss zur Laufzeitverlängerung, massive Sicherheitsprobleme in zwei Uralt-AKW – und keiner weiß, wann wirklich mal eines vom Netz geht.

Quellen (Auszug): bbu-online.de, tagesspiegel.de; 30.11./01.12.2014

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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