AnwohnerInnen und AtomkraftgegnerInnen protestieren: Seit Monaten wird auf der sächsischen Deponie Grumbach schwach radioaktiver Schutt abgelagert, der aus dem Rückbau des niedersächsischen Atomkraftwerks Stade stammt. Jetzt gab es erneut Kontrollen, das zuständige Umweltministerium Sachsen redet die Gefahren weiter klein.
Der Betreiber des AKW Stade, E.ON, hatte in Niedersachsen kein Glück: Nach AnwohnerInnenprotest musste der Konzern auf eine Deponie in Sachsen ausweichen, um die Berge an schwachaktiven Abfällen aus dem Rückbau und Betrieb des Meilers an der Elbe zu entsorgen. Mit LKW werden die radioaktiven Hinterlassenschaften nach Grumbach in der Sächsischen Schweiz transportiert, erste Einlagerungen im September sorgten für Aufregung. Als der LKW mit rund 22 Tonnen Schutt anrollte, protestierten AtomkraftgegnerInnen und AnwohnerInnen der Initiative „Keine Deponie am Tharandter Wald“ mit Mahnwache und Plakaten vor dem Werkstor.
Dem Ministerium zufolge wurden bis heute 750 Tonnen AKW-Trümmer in Grumbach entsorgt. Der Kritik begegnet das zuständige Umweltministerium erneut mit Messungen und Probennahmen, aktuell hat es „unangekündigte Kontrollen“ auf der Deponie gegeben. Das Ministerium ist sich sicher: Der Abfall ist „gesundheitlich unbedenklich“. Denn die zu erwartende Strahlenbelastung für Beschäftigte der Deponie oder Anwohner liegt „unter der vorgeschriebenen Grenze von 10 Mikrosievert pro Jahr“. Doch auch wenn die Grenzwerte laut Messungen nicht überschritten werden, fürchten die AnwohnerInnen weiter um ihre Gesundheit.
Und sie haben recht: Was auf den ersten Blick nach dem Reflex „nicht vor unserer Haustür“ ausschaut, birgt ein viel größeres Problem mit System und bundesweiter Bedeutung. Es geht um das „Freimessen“, Atommüll wird so lange vermischt, bis Grenzwerte unterschritten sind. Dann kommen die Materialien in den Wertstoffkreislauf zurück und werden zu „Brillengestellen, Essbestecken, Kaffeekannen“, warnt der BUND in einer Studie.
Julia Schumacher hat sich im .ausgestrahlt-Rundbrief 26 / Oktober 2014 mit der Problematik beschäftigt. In einem Interview nimmt Ulrich Klein von der Interessengemeinschaft „Keine Deponie am Tharandter Wald“ zu den Protesten Stellung:
- Julia Schumacher: AKW-Schutt auf Hausmülldeponien
Wie per „Freimessung“ aus Atommüll einfach Hausmüll wird und warum trotzdem kaum noch eine Deponie dafür zu finden ist. - „Das Risiko wird tausendfach unterschätzt“
Ulrich Klein, 71, pensionierter Diplom-Ingenieur, kämpft mit der Interessengemeinschaft „Keine Deponie am Tharandter Wald“ gegen Strahlen-Schutt und laxe Freigabegrenzwerte - contratom.de – Rückbau des AKW Biblis: Keinesfalls harmlos oder ungefährlich
24. September 2014 – Brillengestelle, Essbestecke, Kaffeekanne: Der BUND warnt aktuell vor den Gefahren beim Abriss der Meiler von Biblis. Bei der aktuellen Strahlenschutzverordnung gelange zu schnell Material in den Stoffkreislauf zurück, welches noch gesundheitliche Risiken mit sich bringt.
Quelle (Auszug): sz-online.de, 27.11.2014