Zwei Störfälle im Atomkraftwerk Isar-II

17.11.2014 | Jan Becker

Der Meiler Isar-II in Bayern soll als einer der letzten in Deutschland vom Netz gehen. Noch bis 2022 soll der Leistungsbetrieb des Atomkraftwerks gemäß des Atomausstiegs möglich bleiben. Doch neben den anderen acht Reaktoren kommt auch dieses Kraftwerk in die Jahre, das beweisen immer häufiger auftretende Störungen und Defekte.

Einen weiteren Defekt musste Betreiber E.ON am 10. November an die Aufsichtsbehörde melden: Ein Ventil öffnete vollständig, anstatt nur wie gewünscht 10 Prozent. Bei einer Prüfung habe ein Schichtmitarbeiter festgestellt, „dass das Durchflußbegrenzungsventil LAR11AA003 vollständig geöffnet war“, berichtet die Atomaufsicht Bayern. Das Ventil konnte, „vom örtlichen Leitstand aus nicht mehr in die Sollstellung verfahren werden“.

Ursache für den Defekt war laut Betreiber eine defekte Baugruppe in der elektrischen Ansteuerung des Ventils. Das Ventil gehört zu einem Sicherheitssystem im Notspeisewasserstrang 10, das einen von vier Dampferzeugern bei Abfallen des Füllstands mit zusätzlichem Speisewasser versorgt. Die Atomaufsicht urteilt: Die Dampferzeugerbespeisung sei „nicht verhindert worden“, dennoch wäre die Notspeisepumpe „nicht auf ihrem spezifizierten Betriebspunkt betrieben worden“.

Eine weitere Störung meldete E.ON nur zwei Tage später: Bei einer routinemäßigen Funktionsprüfung sei bei einem Antrieb einer Armatur im Nachwärmeabfuhrsystem eine Störung aufgetreten. Der Antriebsmotor musste getauscht werden.

Die Grünen in Bayern nehmen diese meldepflichtigen Ereignisse als Grundlage für erneute Kritik an dem Meiler: Die Kumhausener Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger forderte im Bayrischen Rundfunk die bayerische Atomaufsicht auf, „bei den Betreibern konsequente Nachrüstung einzufordern“. Die Gefahren zum Ende der Laufzeit würden „deutlich ansteigen“. Zum einen würden sich altersbedingt die Materialprobleme mehren, zum anderen wollten die Betreiber möglichst wenig Geld investieren, weil die Anlage nur noch wenige Jahre laufe.

Greenpeace hatte im März mit einer Studie belegt, dass die Probleme in den alten Reaktoren mit ihren Alter stetig zunehmen:

  • contratom.de – Ausverkauf bei Vattenfall: Alter Trafo für das AKW Isar-2
    30. September 2014 – Die letzten acht Betriebsjahre wird das Atomkraftwerk Isar-2 in Bayern mit gebrauchten Teilen auskommen. Ein Transformator des stillgelegten AKW Krümmel befindet sich derzeit auf dem Weg nach Isar-2 und soll dort zum Einsatz kommen. Atomkraftgegner haben Sicherheitsbedenken: Vattenfall macht Ausverkauf und EON orientiert sich nur am Profit!
  • contratom.de – Meiler vom Netz: Erneute Panne im AKW Isar-2
    18. April 2014 – Das bayrische Atomkraftwerk Isar-2 ist wegen einer Panne vom Netz gegangen. Eine “Blockschutzauslösung” sei für die Schnellabschaltung verantwortlich gewesen, berichtet Betreiber EON. Erst kürzlich war der betroffene Bereich repariert worden. Atomkraftgegner werfen dem Betreiber Schlamperei und Verzicht auf Sicherheit vor.
  • contratom.de – Technische Probleme im AKW Isar-2
    19. März 2014 – Seit gestern ist das Atomkraftwerk Isar 2 in Bayern nur noch mit reduzierter Leistung am Netz. Es gibt Probleme mit einem Transformator, der erst im vergangenen Sommer ersetzt und bereits im gebrauchten Zustand eingebaut wurde.
  • contratom.de – heute vor 25 Jahren: Inbetriebnahme Atomkraftwerk Isar-II
    22. Januar 2013 – Das bayrische Atomkraftwerk Isar-II ist einer von neun Meilern, die in Deutschland noch in Betrieb sind. Die Atomlobby lobt das Kraftwerk gern als “modern”, einige Male ist es bereits “Weltmeister” in der Stromproduktion geworden. Die Liste an Störfälle und Kritik ist aber lang. Heute vor 25 Jahren wurde das AKW in Betrieb genommen.

Quellen (Auszug): eon-kernkraft.de, br.de, stmuv.bayern.de; 10./12./13.11.2014

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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