Die Zahl der stark beschädigten Atommüll-Fässer im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel steigt weiter. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall wurde zuletzt ein Lagerraum unter dem AKW kontrolliert, in dem sich 74 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall befinden. Davon seien 32 „stark beschädigt“. Zuletzt meldete Vattenfall im Oktober, dass mindestens jedes dritte Fass in den Lagerkavernen kaputt ist. Atomkraftgegner sehen ein Totalversagen bei Betreiber, Atomaufsicht und dem Entsorgungskonzept.
Bei den Untersuchungen der Kaverne III entdeckten Mitarbeiter des AKW-Betreibers Vattenfall 32 stark beschädigte Behälter, berichtet der NDR. Aus einigen „ist der Inhalt ausgetreten“. Insgesamt gibt es sechs unterirdische Lagerräume mit 630 Fässern, davon wurden bislang 409 geprüft. Mit dem aktuell vorliegenden Untersuchungsergebnissen gelten nun 136 als „stark beschädigt“. Sie sind „rostig, löchrig oder verformt“, bei einigen sitzen die Verschlüsse nicht richtig, zum Teil ist Flüssigkeit aus Fässern ausgetreten.
Vattenfall will nun mithilfe ihres eigens für die Untersuchungen gebauten Kamerasystems die letzte Kaverne untersuchen, bis zum Jahresende sollen die Endergebnisse vorliegen.
Doch gelöst ist das Problem damit noch lange nicht. Vattenfall verglich die dann folgende Bergung der Fässer mit einem „Getränkekasten“, „wo man die Flaschen am Deckel nicht mehr anheben kann“. Der Atomkonzern hat jetzt zwar ein neues „Bergungskonzept“ vorgelegt, wie die maroden Fässer aus den Lagerräumen gehievt und neu verpackt werden sollen. Doch auch dann müssen sie immernoch in einem Zwischenlager bleiben, denn eine Entsorgungslösung gibt es nicht. Geplant ist der Transport in das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter, dessen Inbetriebnahme sich aber immer weiter verzögert. Sicherheitsbedenken sprechen sogar grundsätzlich gegen die Einlagerung von strahlenden Abfällen.
AtomkraftgegnerInnen wiederholen ihre Forderung nach einer umfassenden Bestandsaufnahme über die Lagerorte von Atommüll, deren Beschaffenheit und Zustand des Inventars: Wie bei den hochradioaktiven Hinterlassenschaften muss auch für die weniger strahlenden Abfälle eine neue gesellschaftliche Debatte geführt werden. Die Verantwortung dafür darf nicht den Betreibern der Atomkraftwerke überlassen werden. Denn die sind nur an kostengünstigen Lösungen interessiert – nicht an der größtmöglichen Sicherheit.
Die Gammelfässer von Brunsbüttel offenbaren ein Totalversagen bei Betreiber Vattenfall, der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein und zeigen einmal mehr: das Entsorgungskonzept für Atommüll ist gescheitert.
Quellen (Auszug): ndr.de, vattenfall.de, contratom.de; 7./8.11.2014