Die Strahlenwerte in Fukushima liegen weit über dem Grenzwert, die Menschen leiden noch immer unter der Katastrophe. Und Japans Regierung plant den Neustart zweier Reaktoren. Der deutsche Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital hat erneut die Region besucht und Messungen durchgeführt.
Der Beginn der Katastrophe von Fukushima liegt nun über drei Jahre zurück. Der Anlagenbetreiber TEPCO bekommt die Folgen des GAU nicht in den Griff, kämpft mit tausenden Tonnen verstrahltem Wasser und der komplizierten und gefährlichen Bergung hochradioaktiver Brennelemente aus den zerstörten Meilern. Tausende Menschen haben nach dem GAU ihre Heimat verloren und leben weiter in Notunterkünften. Nach einem erneuten Besuch der Region um die havarierten Reaktoren beschreibt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte bei Greenpeace Deutschland, die aktuelle Situation in Fukushima als „surreal und schockierend“. Denn die Regierung plant ernsthaft, die Menschen wieder in die zwangsevakuierten, verstrahlten Gebiete zurückkehren zu lassen.
„Das ist vollkommen verantwortungslos“, sagt Smital, der in dieser Woche mit seinem Team nach Hamburg zurückgekehrt ist. „Die aktuellen Strahlungswerte ergeben, dass die Belastung immer noch weit über dem Maximum liegt.“
Für die Menschen ist die Rückkehr in ihre verstrahlte Heimat oft die einzige Perspektive, denn die Not in den provisorischen Unterkünften ist groß. Die Regierung führt zur Freigabe der Regionen „Dekontaminationsmassnahmen“ durch, so dass der Belastungswert von 20 Millisievert im Jahr nicht überschritten werden soll. Doch die Greenpeace-Messungen belegen: In allen betroffenen Dörfern sind die Werte sehr viel höher. Außerdem lagern überall immense Mengen radioaktiven Abfalls wie zum Beispiel abgeschabter Boden, der in großen schwarzen Beuteln entlang der Straße liegt und darauf wartet, in Zwischenlager abtransportiert zu werden. Ein weiteres Problem: niemand hat eine Ahnung, was am Ende mit dem radioaktiv verseuchten Material in den zahlreichen Zwischenlagerstätten passieren soll. In einem von Greenpeace besuchten Lager in Kawauchi befinden sich über die 200.000 dieser Säcke – abgedeckt mit grünen Planen. Und die Haltbarkeit dieser Behälter soll begrenzt sein.
Doch für Japan ist die Nuklearkatastrophe nicht Grund genug für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die japanische Regierung plant mit einem Meiler in Sendai den nuklearen Neustart. Greenpeace konfrontierte die Regierung von Kagoshima, der Region, in der das AKW ans Netz gehen soll, mit den Ergebnissen der Strahlenmessungen.
„Nun muss der Gouverneur seinen Einfluss geltend machen, um den atomaren Neustart in Japan zu verhindern“, fordert Smital und hofft: „Kein Neustart der Sendai-Reaktoren, sondern eine Zukunft mit Erneuerbaren Energien!“
Quelle (Auszug): greenpeace.de, 4.11.2014