Nötiger Kurswechsel noch immer nicht in Sicht
Die Jahreszeit der Bilanzvorstellungen kann schonungslos sein. Für die Urgesteine der Energiekonzerne ist sie derzeit besonders gnadenlos. Offenbart sie doch, dass sie die Energiewende nach wie vor verschlafen. Sei es aus Unfähigkeit, sei es weil die Geschäftsmodelle der Vergangenheit noch zu dominant sind. Dass die schmutzigen Kohle- und gefährlichen Atomkraftwerke in einem zukunftsfähigen Energiesystem keinen Platz mehr haben, wollten und wollen die meisten nicht sehen, aller Warnungen von WissenschaftlerInnen und Umweltverbänden zum Trotz. Und gewarnt wurde nicht erst gestern. Auch der Blick ins Ausland wäre hilfreich gewesen, auch Areva in Frankreich musste wiederholt Verluste melden (vgl. Blogbeitrag).
Dann zog Anfang März RWE nach, und Chef Peter Terium gestand das Dilemma erstmals öffentlich ein, als er das große Finanzloch seines Energiekonzerns präsentieren musste: „Wir sind spät in die erneuerbaren Energien eingestiegen – vielleicht zu spät“. Das Ergebnis: Fast 3 Milliarden Euro Verlust. Doch der nötige Umbau des Kraftwerksparks scheint mit der Forderung nach Kapazitätsmärkten nicht so recht erkannt, wie Joachim Wille in seinem empfehlenswerten Kommentar beschreibt.
Eon hat diese Woche seine Zahlen präsentiert. Der Konzern weist zwar einen Gewinn aus, der schrumpfte im Vergleich zu Vorjahr aber um 46 Prozent. Und für die Zukunft sieht es nicht viel besser aus. Ein tatsächliches Umdenken ist bei Eon nicht zu beobachten, nach wie vor wird das Kerngeschäft im fossil-nuklearen Sektor verortet, „Schuld“ für die schlechten Zahlen ist für Eon-Chef Johannes Teyssen die „Energiewende“ (vgl. Klimaretter-Bericht). Ob es nach der bisherigen Verweigerung des Kurswechsels zukünftig besser gelingt, sich an die geänderten Rahmenbedingungen (Klimawandel, Energiewende) anzupassen…? Erste Versuche laufen, etwa mit EE-Eigenverbrauchs-Anlagen für die eigenen KundInnen, aber im Kerngeschäft wird Kurs gehalten.
Die Erkenntnis, dass der Grossteil aller fossiler Ressourcen aus Klimschutzgründen im Boden bleiben muss, scheint in den Vorstandsetagen noch nicht angekommen. Dass damit eines Tages eine gigantische Kohlenstoff-Blase platzen wird. Terium und Teyssen sollten sich mit dem Umbau also beeilen. Und die Energiewende nicht länger als Übel, sondern als positive Vision begreifen. Vorschläge dafür gibt es viele, eine neue Skizze wurde unter dem Namen „Gemeinschaftsprojekt Energiewende: Der Fahrplan zum Erfolg“ Anfang dieser Woche gemeinsam vom BUND und Wuppertal Institut vorgestellt.