Reise ins Land der gespaltenen Kerne

11.06.2013 | Redaktion

Unterwegs in der indischen Anti-Atom-Bewegung: Ein Reiseblog von Anna und Julie.

Die indische Anti-AKW Bewegung ist beeindruckend: Sie ist im Vergleich zu Deutschland jung, umfasst viele Gruppen der Gesellschaft von FischerInnen bis zu ProfessorInnen, von FrauenrechtsaktivistInnen zu BäuerInnen und ist unglaublich aktiv – trotze massiver Repressalien seitens der Regierung. Daher haben wir, Julie und Anna, beide derzeit in Brüssel beruflich tätig, aber mit der Anti-Atom-Bewegung in Deutschland verbunden, uns gestern nach Indien aufgemacht. Einen Monat mitlaufen, Gespräche führen mit den mutigen Menschen, die trotz eingefrorener Konten, Verhaftungen und brutalem Vorgehens der paramilitärischen Polizei unverzagt für ein atomfreies Indien eintreten.

Im Gegensatz zu Deutschland hat Fukushima keinen großen Einfluss auf den Atomkurs der indischen Regierung gehabt. Das Ausmaß der Katastrophe im asiatischen Schwesterland, das Bauteile für die geplanten Kernkraftwerke in Indien liefern soll, wird in Indien heruntergespielt. Kontrollierbar seien die AKWs in Indien, wenn man nur die Sicherheitsvorkehrungen verbessere.

 

Der Energieentwicklungsplan wurde nach Fukushima nicht geändert

Denn ein Ausstieg aus der nuklearen Energieerzeugung scheint in Indien undenkbar. Keine relevante Partei setzt sich dafür ein, auch die Bevölkerung ist mit den Gefahren kaum vertraut – im Gegenteil, der Energieentwicklungsplan der Regierung von 2006 gilt auch nach Fukushima unverändert. Indiens Premierminister Manmohan Singh möchte die Stromerzeugung aus AKWs bis 2050 verzehnfachen. Gigantische AKW-Parks sollen gebaut werden. In Jaitapur, unterhalb der Millionen-Metropole Mumbai (Bombay) und direkt angrenzend an das Urlauberparadieses Goa soll der weltgrößte (!) Atomkraftwerk-Komplex entstehen.

Die NGO-Koalition für Nukleare Abrüstung und Frieden (CNDP) – in den 1990ern entstanden als Protestbewegung gegen Atomtests im Streit mit Pakistan um den Landesteil Kaschmir – bündelt die Anti-AKW-Kräfte des Landes. Die lokale Bevölkerung in den betroffenen Gebieten protestierte zunächst vor allem gegen unerbittliche Landenteignung – unter schlechten Bedingungen und oft ohne Zustimmung der Betroffenen. Die CNDP vernetzt die lokalen Gruppen landesweit und steuert wissenschaftliche und argumentative Hilfe zum Thema Atomkraft und ihrer Alternativen bei. Mit Studien, Diskussionsabenden und Aktionen versuchen sie, ein Bewusstsein der Bevölkerung auch außerhalb der direkt betroffenen Gebiete zu schaffen. Im Juli planen sie, auf einer landesweiten Konferenz eine Bürger-Charta gegen Nuklearenergie zu verabschieden, die sie allen Parteien und Kandidaten für die nationalen Wahlen 2014 zuschicken wollen.

Einige Wochen bei indischem Anti-Atom-Bündnis

Wir werden die CNDP ein paar Wochen bei ihrer Arbeit begleiten und in diesem Blog darüber berichten, was wir unterwegs sehen und hören. Auf diese Weise hoffen wir, die deutsche und die indische Bewegung zu vernetzen und voneinander zu lernen.

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