Online-Veranstaltungen zum Fukushima-Jahrestag

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Der Super-Gau von Fukushima am 11. März 2011 schockte die ganze Welt und hatte verheerende Folgen für Mensch und Natur. Doch während in Japan die Katastrophe 13 Jahre später immer noch andauert, machen die Atomfans in Deutschland und international erneut Stimmung für die Hochrisikotechnologie: Die Atom-Debatten kochen wieder hoch, der deutsche Atomausstieg steht in der Kritik.

13 Jahre nach Fukushima und ein Jahr nach dem Abschalten der deutschen AKW nimmt die .ausgestrahlt-Veranstaltungsreihe Bestand auf: Wie ist die Lage der Energieversorgung in Deutschland wirklich? Was ist von angeblichen neuen Wunder-Reaktoren zu halten? Wie ist es um die Sicherheit der Atommüll-Lager bestellt? Und welche Bedeutung hat Atomkraft in anderen Ländern – in Europa und weltweit? Es zeigt sich: Alle Fakten sprechen gegen die gefährlichste Form der Stromerzeugung. Doch die Atomlobby ist mächtig und behindert den dringend erforderlichen Ausbau der Erneuerbaren. Anti-Atom-Widerstand bleibt nötig!

Neue Reaktorkonzepte – Schein und Wirklichkeit
Europas Atomlobby und die Energiezukunft der EU. Wie Macron und seine 12 Jünger die Klimawende bremsen

In mehreren Ländern der EU sowie in den EU-Institutionen findet derzeit eine heftige Debatte über die Förderung der Atomkraft statt. Jan Haverkamp untersucht diese plötzliche erneute Aufmerksamkeit für Atomenergie und versucht, die Rolle der verschiedenen Akteure auf Seiten der Atomlobby zu verstehen. Er zeigt, wie verschiedene Akteure und Mitgliedstaaten die Atomkraft in klimarelevanten Gesetzesdebatten wieder auf den Tisch gebracht haben und dadurch wirklich wirksamem Klimaschutz schaden.

Jan Haverkamp ist Experte  für Atom- und Energiepolitik bei Greenpeace und WISE und beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung der Atomenergie in Europa. Er hat 30 Jahre in Mittel-, Ost-Europa und Brüssel gearbeitet, und lebt jetzt in Harlingen, Niederlande. Seine Hauptthemen sind im Moment AKW in der Ukraine, die Atomlobby in der EU und in den Niederlanden, das aufkommende Atomreferendum in Slovenien, u. a.

Atomkraft? Nie wieder! – Wo stehen wir ein Jahr nach dem AKW-Aus?
Zwischenlager: Konzeptlos ins nächste Jahrhundert?

152 Castoren sollen nach dem Willen der Bundesregierung noch in diesem Jahr quer durch NRW auf LKW von Jülich nach Ahaus transportiert werden. Dabei rollt die gefährliche Fracht auch durch das dicht bewohnte Ruhrgebiet. Das alles wird geplant, obwohl das Ahauser Zwischenlager schon in 2036 seine Genehmigung verliert und keiner weiß, was dann mit dem hochradioaktiven Atommüll passieren soll.

Ein Neubau in Jülich ist übrigens unter Beachtung neuester Sicherheitsvorkehrungen durchaus möglich. Das aktuelle Vorgehen zeigt die grundsätzliche Planungslosigkeit im Umgang mit der Zwischenlagerung der strahlenden Hinterlassenschaften der Atomstromproduktion.

Dringend braucht es hier solide Konzepte für die 16 (18) Lagerorte in Deutschland, denn ein sogenanntes Endlager wird es erst im nächsten Jahrhundert geben. Castorbehälter verlieren ihre Genehmigungen und keiner weiß, wie der Zustand in ihrem Inneren aussieht. Aktuelle terroristische Konflikte und Kriege zeigen neue Bedrohungslagen auf, durch die auch weitgehendere Sicherheitsansprüche an die Lagerkonzepte entstehen. Das planlose und darüber hinaus gefährliche Hin- und Herverschieben des Atommülls quer durch Deutschland kann hier nicht die Lösung darstellen.

Miriam Tornieporth und Helge Bauer geben in ihrem Vortrag einen einführenden Überblick über die aktuelle Situation und die brennendsten Fragen der Zwischenlagerung. Dabei machen sie klar, warum es für die Anti-Atom-Bewegung so dringend notwendig ist sich in diesem Problemfeld jetzt zu engagieren.

French nuclear revival: European perspectives

Hinweis: Die Veranstaltung ist in englischer Sprache.

With the Belfort speech in 2022 December the 22nd, Emmanuel Macron gave the first step to begin a new pronuclear politic in France. His government promotes nuclear energy as a de-carbonized one, and a necessity to fight against climate crisis. To find the huge (and uncertain) amount of money needed to build the 6 or 8 EPR2 planned, France was recently very active to lobby the European institutions. What are the risks of this politic for our antinuclear and climate movement and how can we react?

Marion Rivet: Climate activist since 2015, Marion Rivet decided to focus on the antinuclear struggle in 2019 as it appears to her that a real energy transition will not be possible in France without a nuclear phase out. She joined the Réseau Sortir du nucléaire in 2023 as spokesperson and media relations officer.

Atomfabrik Lingen und der Einstieg von Rosatom – Hintergründe, Gefahren, Handlungsmöglichkeiten

Auch nach dem Abschalten der letzten deutschen AKW produzieren deutsche Atomanlagen für den internationalen Markt weiter. Die Brennelementefabrik in Lingen möchte ihre Produktion sogar erweitern und in Zukunft auch Brennstoff für osteuropäische AKW herstellen – in Lizenz und mit direkter Mitwirkung des russischen Staatskonzerns Rosatom. Der Vortrag beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe und zeigt, dass die Kooperation mit Russland die nukleare Sicherheit in ganz Europa bedroht. Verhindern wir den Ausbau, würde zudem das Abschalten der gesamten Fabrik ein großes Stück näherrücken – und Europa ein Stück weiter in Richtung kompletten Atomausstieg gelangen.

Julian Bothe ist seit 2020 Referent für Atompolitik und Klimaschutz bei .ausgestrahlt und beschäftigt sich seit langem mit Rosatom und der Lingener Brennelementefabrik.

Fukushima - die Katastrophe dauert an

Vor 13 Jahren ereigneten sich in allen drei laufenden Reaktorblöcken in Fukushima Daichii Kernschmelzen, Explosionen und massive Freisetzung von Radioaktivität, ausgelöst durch einen totalen Stromausfall. Bis heute gelingt es kaum die Anlagen unter Kontrolle zu bringen. Zuletzt hat die bewusst und auf Jahrzehnte ausgelegte Einleitung von radioaktivem Wasser in den Pazifik zu Kritik geführt. Erneute heftige Erdbeben in Japan lassen Zweifel an der Wiederinbetriebnahme von Atomreaktoren aufkommen, einer Zielsetzung der japanischen Regierung.

Heinz Smital ist Diplom-Physiker vom Institut für Isotopenforschung und Kernphysik der Universität Wien und arbeitet für Greenpeace. Seit den 90er Jahren verfolgt er kritisch die Machenschaften der Atomindustrie. Unter anderem war er von 2011 bis 2019 jedes Jahr in Fukushima für Strahlenmessungen und hat ein gutes Bild vom Ausmaß und der Komplexität der radioaktiven Belastungen.

Reality-Check in Zeiten faktenfreier Debatte um Atompolitik

Der World Nuclear Industry Status Report 2023 (WNISR2023) ist ein 549-Seiten starkes Fakten- und Analysenkompendium zum Stand der Atomindustrie weltweit.

Der Vortrag wird eine Auswahl wesentlicher Erkenntnisse des Berichts vorstellen und einen ersten Überblick über Ergebnisse zum Jahresende geben. So gingen 2023 insgesamt fünf AKW  in der Welt ans Netz und fünf wurden abgestellt. Nullwachstum.

Alle Baustarts der letzten vier Jahre wurden entweder in China oder von der russischen Atomindustrie in verschiedenen Ländern in Angriff genommen. Das Versprechen verschiedener Länder während der COP28 die  Atomkapazität bis 2050 /global /zu verdreifachen, ist industriell  nicht durchführbar.

Mycle Schneider ist unabhängiger internationaler Energie- und Atompolitikanalyst und lebt vorwiegend in Paris. Er koordiniert ein internationales Expertenteam, das den jährlichen World Nuclear Industry Status Report (WNISR) erarbeitet.