Falscher Stress
Der „Stresstest“ der Stromnetzbetreiber soll als Begründung für „Einsatzreserve“ und Weiterbetrieb der AKW herhalten. Tatsächlich zeigt er: Die Stromversorgung in Deutschland ist sicher, auch ohne Atomkraftwerke.
Anfang September haben die Übertragungsnetzbetreiber den sogenannten Stresstest veröffentlicht. .ausgestrahlt hat dessen Annahmen und Ergebnisse unter die Lupe genommen. Verschiedene Faktoren führen dazu, dass der Stresstest die Versorgungslage als kritisch darstellt, obwohl sie es nicht ist, und zudem die Rolle der AKW überschätzt:
- veraltetes Netzmodell
- unvollständige Kraftwerksliste
- falsche Annahmen zur AKW-Verfügbarkeit
Darüber hinaus blendet der Stresstest die zahlreichen Risiken und Gefahren der AKW komplett aus.
Trotz dieser Fehler zeigt der Stresstest, dass die AKW in der aktuellen Krise nicht weiterhelfen. Es gibt genügend Strom – O-Ton Robert Habeck: „Wir haben kein Strommengenproblem, sondern ein Netzstabilitätsproblem.“ Dieses angebliche Netzstabilitätsproblem tritt aber in Situationen auf, in denen nicht zu wenig, sondern sehr viel Strom im Angebot ist – weil der Markt Netz- und Exportkapazitäten annimmt, die in der Realität nicht vorhanden sind. Hier hilft nur ein Anpassen des Marktes an die Physik. Möglichkeiten hierfür bietet beispielsweise Artikel 16 EU-Elektrizitätsbinnenmarktverordnung.
Auch angesichts der europäischen Situation – z.B. der massiven AKW-Ausfälle in Frankreich – gilt: Für mehr Stromexport braucht es mehr Leitungen, nicht mehr Kraftwerke. Auf die verbrauchte Gasmenge und die Strompreise haben die AKW ohnehin keinen relevanten Einfluss – laut Stresstest würde ein Weiterbetrieb den deutschen Gasverbrauch um weniger als 0,2% reduzieren.
Sprechstunde: "Atomkraft - Irrweg in der Energiekrise"
Aufzeichnung vom 09.11.
Online-Pressekonferenz vom 22.09.
AKW Neckarwestheim, Isar, Lingen: Übersehene Risse, verweigerte Kontrollen, fehlende Sicherheitsnachweise – und was das für die Debatte um einen Weiterbetrieb der Reaktoren bedeutet