Das Stuttgarter Umweltministerium, einem grünen Minister unterstellt, ließ eine Interview-Anfrage des SWR zum Thema unbeantwortet, verwies dann aber gestern darauf, es gebe keinen neuen Sachstand. Das ist richtig: Das AKW Neckarwestheim‑2 hätte spätestens seit Herbst 2018 nicht mehr ans Netz gehen dürfen. Die Ursachen der Rissbildung, der gefährlichen Spannungsriss-Korrosion an den Rohren, sind seit Jahren und bis heute nicht vollständig behoben. Der angebliche „Leck vor Bruch“-Nachweis war für von Spannungsrisskorrosion betroffene Rohre schon immer ausgeschlossen. Der Störfall, ein INES-2-Ereignis, geht immer noch weiter. Die Gefahr ist immer noch akut. Das Ministerium hat sie sogar noch vergrößert, indem es EnBW erlaubt hat, den Reaktor statt neun nun sogar wieder elf Monate ohne Risskontrollen zu betreiben – zwei Monate mehr Zeit also für die Risse, sich durch die Rohre zu fressen.
Für eine grün geführte Landesregierung, die vor zehn Jahren auch auf der Welle der massiven Anti-Atom-Proteste nach Fukushima ins Amt gehievt wurde und die zudem – EnBW ist ein Staatskonzern – Quasi-Eigentümerin des Riss-Reaktors ist, ist das eine desaströse Bilanz.
Auch in Fukushima waren die Gefahren lange bekannt. Aufsichtsbehörden und Betreiber haben sie ignoriert – bis es am 11.03.2011 dann zur Katastrophe kam. Was muss in Neckarwestheim noch passieren, bis das AKW endlich vom Netz geht?
.ausgestrahlt fordert:
- Das AKW Neckarwestheim‑2 muss vom Netz, solange weitere gefährliche Risse in den Heizrohren und/oder weitere Korrosionsschäden nicht hundertprozentig ausgeschlossen sind.
- Die Atomaufsicht darf sich nicht auf ein angebliches „Leck-vor-Bruch“-Verhalten von Rohren verlassen, weil ein solches bei den im AKW Neckarwestheim‑2 vorkommenden Schäden gar nicht nachgewiesen werden kann.
- Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) müssen die Sicherheit der Bevölkerung im Großraum Stuttgart endlich vor die wirtschaftlichen Interessen von EnBW stellen – auch wenn der AKW-Betreiber ein quasi landeseigener Konzern ist.
.ausgestrahlt hat zudem zusammen mit Anwohner*innen Klage eingereicht, um den Riss-Reaktor zu stoppen, sollte die Landesregierung nicht tätig werden.
Hilf mit, den Störfall aufzudecken und abzustellen:
Am 16. März werde ich in der Online-Veranstaltungsreihe "10 Jahren Fukushima" einen Vortrag zur Unsicherheit deutscher AKW mit besonderem Augenmerk auf Neckarwestheim halten. Hier zum Vortrag anmelden.
Herzliche Grüße
Armin Simon
und das ganze .ausgestrahlt-Team