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4. November 2021

Angela Wolff

Atomlobby am Klimatopf

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Liebe Freund*in,

anlässlich der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow haben sich mehr als 300 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus fünf Kontinenten mit einem dringenden Appell an die Weltgemeinschaft gewendet. In einer gemeinsamen Erklärung warnen sie vor Atomkraft als gefährlicher Scheinlösung im Kampf gegen die Klimakrise und fordern eine konsequente globale Energiewende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren. Auch .ausgestrahlt gehört zu den Unterzeichner*innen – siehe hierzu die aktuelle Pressemitteilung.

Dass solche Appelle nötig sind, obwohl die Argumente gegen Atomkraft vielfach belegt und ihr Klimanutzen längst widerlegt ist, ist das Ergebnis intensiver Lobbyarbeit der Atomindustrie. Wenn deren Vertreter*innen sich aktuell in Glasgow auf der COP26 tummeln, suchen sie nicht nach Lösungen für die Klimakrise, sie wollen von ihr profitieren. Die Atomlobby will an die Fördertöpfe, die Staaten oder Staatenbündnisse wie die EU für den Klimaschutz einrichten. Atomkraft ist schließlich nur wirtschaftlich und bezahlbar, wenn Steuergelder fließen.

Das Fatale an der aktuellen und medial gepushten Auseinandersetzung um Atomenergie ist nicht allein, dass es der Nuklearindustrie und den Atommächten tatsächlich gelingen könnte, sich auf Kosten des Klimaschutzes zu bereichern. Die Scheindebatte lenkt von den eigentlich wichtigen Themen auf der COP26 ab.

Günter Hermeyer ist Mitinitiator des Bündnisses „Don’t Nuke the Climate“, das unter anderem bei den Weltklimagipfeln mit Aufklärungsarbeit gegen die Desinformations-Kampagnen der Atomlobby kämpft. Meine Kollegin Bettina Ackermann hat mit Günter Hermeyer über die COP26 gesprochen. Du kannst Dir das Gespräch ab sofort in der .ausgestrahlt-Mediathek anhören oder wie immer auch bei Spotify, iTunes oder libsyn.

» Podcast-Interview mit Günter Hermeyer anhören

Herzliche Grüße

Angela Wolff
und das ganze .ausgestrahlt-Team

Weitere Themen:

Atom-Greenwashing mit deutscher Unterstützung?

Ende Oktober hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit der Aussage, der europäische Energiemix der Zukunft beinhalte neben erneuerbaren Energien auch Atomkraft, für einen Aufschrei bei Atomkritiker*innen und Umweltpolitiker*innen gesorgt. Aktuell kursiert in Brüssel ein geleakter Entwurf zur EU-Taxonomie, in der Atomkraft neben Gas als nachhaltige Finanzinvestition aufgeführt wird. Von der Leyen will den delegierten Rechtsakt offenbar noch im November vorlegen. Damit öffnet sich dann der Geldhahn für ein Comeback der Atomkraft in Europa. Insbesondere Frankreich hat in den vergangenen Monaten massiv Druck auf Mitgliedsstaaten ausgeübt, um diese Entscheidung herbeizuführen. Da Erdgas ebenfalls in die Taxonomie-Verordnung aufgenommen werden soll, liegt die Vermutung nahe, dass die scheidende Bundesregierung einen Deal mit Frankreich geschlossen hat – Atom für Gas. Damit hätte ausgerechnet Angela Merkel am Ende ihrer Kanzlerschaft den Weg für Atomkraft freigemacht. Jetzt kommt es darauf an, dass die sich neu formierende Regierung unter Olaf Scholz ihren Einfluss gegen das Atom- und Gas-Greenwashing geltend macht. Nähere Infos zur aktuellen Situation kannst Du in der .ausgestrahlt-Pressemitteilung nachlesen. Hintergrundwissen zur EU-Taxonomie findest Du auf der .ausgestrahlt-Website.

» Pressemitteilung lesen

Rückblick: Alternative Statuskonferenz zur Standortsuche

Am vergangenen Wochenende haben mehr als 100 Menschen bei der „Alternativen Statuskonferenz zur Standortsuche für ein tiefengeologisches Atommüll-Lager“ gemeinsam mit Expert*innen zwei Tage lang kritisch Bilanz zum aktuellen Stand des Suchverfahrens gezogen und einen Ausblick nach vorne gewagt. .ausgestrahlt, die AG Schacht Konrad, die BI Lüchow-Dannenberg und der BUND hatten gemeinsam dazu eingeladen.

Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir die Inputs und Vorträge der Konferenz aufgezeichnet und werden sie demnächst veröffentlichen.

Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand

Die Scientists for Future haben in einer aktuellen Studie ausführlich dargelegt, warum Atomkraft keine Option im Kampf gegen die Klimakrise ist.